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100. Geburtstag von Bürgermeisterin und Stadträtin a.D. Hildegard Anke

- Es gilt das gesprochene Wort - 

Sehr verehrte Frau Anke,
liebe Gäste,

es freut mich sehr, dass ich einer außergewöhnlichen Bürgerin und Politikerin unserer Stadt nun endlich auch ganz offiziell zu einem außergewöhnlich runden Geburtstag gratulieren kann - zu ihrem einhundertsten.

Gleichzeitig bedauere ich es sehr, liebe Frau Anke, dass wir diesen Empfang nicht schon zu Ihrem Geburtstag am 26. Juni ausrichten konnten.

Noch vor einigen Wochen war nicht verlässlich vorhersehbar, dass die Pandemie glücklicherweise mehr und mehr nachlässt. Die erfreuliche Entwicklung lässt es nun endlich zu, dass wir zu Anlässen wie diesem wieder zusammenkommen können, sogar mit musikalischer Begleitung.

Es ist mir eine ganz besondere Freude, dass ich Sie, liebe Frau Anke, und mit Ihnen Mitglieder Ihrer Familie, Vertreterinnen und Vertreter des Stadtrats und der Verwaltung wie auch eine Reihe von Weggefährtinnen und Weggefährten im Reichssaal begrüßen darf.

Es freut mich auch sehr, verehrte Frau Anke, dass Sie mit bewundernswerter Gesundheit Ihr nun 101. Lebensjahr begonnen haben. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass diese Robustheit Sie noch lange begleiten wird.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

fast fünf Jahrzehnte lang - von 1953 bis 2002 - war Hildegard Anke in der Regensburger Kommunalpolitik aktiv. 30 Jahre lang gehörte sie dem Stadtrat an, davon zwölf Jahre als ehrenamtliche Bürgermeisterin.

Sie haben, liebe Frau Anke, im Rathaus, im Stadtrat und auch ganz privat wichtige Wegmarken in der Sozialpolitik der Stadt gesetzt. Bis heute setzen Sie sich für Menschen ein, die Hilfe und Unterstützung brauchen.

Wenn wir heute gemeinsam auf Ihr politisches Leben und ihr ganz privates Engagement zurückblicken, dann lässt sich ganz ohne Übertreibung sagen: Sie, liebe Frau Anke, waren und sind ein Glücksfall für diese Stadt.

Wenn heute - immer noch - darüber diskutiert wird, warum nicht mehr Frauen in der Politik aktiv sind, dann empfiehlt sich ein Blick zurück in die Zeit, als Frauen in politischen Ämtern als exotisch empfunden wurden, um es freundlich zu sagen. Auf allen politischen Ebenen gab es in den ersten Jahren der Bundesrepublik kaum Frauen. Eine davon war Maria Probst, nach der Hildegard Anke ihren gemeinnützigen Verein benannt hat. Maria Probst war im bayerischen Landtag, im Europaparlament und im Bundestag als erste Vizepräsidentin aktiv. Mit ihrem Einsatz für mehr Frauen in der Politik stieß sie immer wieder auf starke Ablehnung ihrer Kollegen. In der Bevölkerung jedoch war sie sehr beliebt - wegen ihres Einsatzes für die Gleichberechtigung und auch wegen ihres starken sozialen Engagements. Das, was Maria Probst auf der großen politischen Bühne war, das waren Sie, liebe Frau Anke, in der Regensburger Kommunalpolitik.

Sie haben sich in vielen Jahren als Stadträtin und Bürgermeisterin mit Ihrer ganz eigenen Mischung aus Charme und Hartnäckigkeit für zwei große Ziele eingesetzt: das Leben von benachteiligten Menschen in unserer Stadt besser zu machen und Frauen dazu zu ermuntern, sich mehr zu engagieren, vor allem in der Politik. Sie haben einmal über sich gesagt, dass das Kümmern um Mitmenschen Ihren Lebensweg bestimmt hat.

Eigenes Erleben hat dabei ganz bestimmt auch eine Rolle gespielt. Ihre Arbeit in jungen Jahren als Krankenschwester in Breslau und die lange dauernde Flucht am Ende des Zweiten Weltkriegs nach Regensburg haben Ihre Überzeugung geprägt, dass Menschen einander beistehen müssen, um den Weg in ein neues, besseres Leben zu finden.

Dieses neue Leben begann für Hildegard Anke 1947 in Regensburg. Hier fand sie wieder mit ihrem Mann Werner zusammen, gemeinsam zogen sie hier ihre beiden Kinder groß, und hier konnte sich die junge Familie eine neue, sichere Existenz aufbauen.

Von der jungen deutschen Nachkriegsdemokratie war Hildegard Anke, wie sie einmal gesagt hat, geradezu begeistert. Nach den Jahren der Nazidiktatur hatten die Bürgerinnen und Bürger nun endlich die Gelegenheit, ihr politisches und gesellschaftliches Leben selber in die Hand zu nehmen.

Und das tat Hildegard Anke, als sie 1953 in die Regensburger CSU eintrat. Damals machte sie zwei Erfahrungen. Die eine war, dass Männer zu dieser Zeit der Ansicht waren, Politik sei weitestgehend ihre Sache. Und die zweite war, dass es eine große Zahl von Menschen gab, die sich schwer damit taten, in diesen Wunderjahren der deutschen Nachkriegszeit ein kleines Stück vom wachsenden Wohlstand abzubekommen. Für diese Menschen setzte sich Hildegard Anke ein, so gut es ihr möglich war. Das sprach sich herum in der Stadt.

Als sie 1972 zum ersten Mal für den Stadtrat kandidierte, wurde sie mit einem beeindruckenden Ergebnis vom Listenplatz 12 auf Platz 7 vorgewählt.  

Im Lauf der Jahre, verehrte Frau Anke, wurden sie mehr und mehr zum sozialen Gewissen der Regensburger Kommunalpolitik - erst recht, als Sie von 1990 bis 2002 Bürgermeisterin waren, zunächst zuständig für das Senioren- und Stiftungsamt, später dann auch für das Sozialamt.

Es ist nicht ganz leicht, eine Übersicht über die vielen sozialen Projekte und Initiativen zu gewinnen, die Sie als Politikerin und auch ganz privat angestoßen haben - wie etwa das Seniorenamt, den Treffpunkt Seniorenbüro und die Aktion „Essen auf Rädern“. 

Sie haben mit den ersten Altglascontainern in Regensburg Geld für soziale Zwecke gesammelt, sie haben mit großzügigen Spenden die Aktion Sonnenzug unterstützt – und unvergessen und wirklich legendär ist Ihr Kartoffelsuppenverkauf am Christlkindlmarkt. 

So kam über Jahrzehnte hinweg viel Geld für die Unterstützung von Regensburger Bürgerinnen und Bürger zusammen. Allein mit Ihrer Aktion Maria Probst haben Sie bislang eine stattliche sechsstellige Summe an Spenden eingesammelt. Davon profitieren bis heute unzählige alte Menschen, junge Familien und Alleinerziehende, Kinder, ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger, Kranke und Menschen mit Behinderung.

Die große Anerkennung, die Hildegard Anke bei den Regensburgerinnen und Regensburgern fand, wurde ihr schließlich auch in ihrer Partei zuteil. In Regensburg und auf Landesebene bekleidete sie eine stattliche Reihe von führenden Funktionen.  

Hinzu kamen viele ehrenamtliche Ämter, überwiegend im sozialen Bereich. Für ihr großes soziales und politisches Engagement wurde Hildegard Anke mit zahlreichen Auszeichnungen der Stadt, des Freistaats und der Bundesrepublik geehrt - darunter der Bayerische Verdienstorden und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Liebe Frau Anke,

Sie haben sehr großen Anteil daran, dass wir heute wirklich stolz sein können auf das starke Miteinander in unserer Stadt.

Die Stadt Regensburg verfügt - auch dank Ihrer Initiative - über eine Fülle von sozialen Hilfs- und Beratungsangeboten. Hinzu kommen zahlreiche freiwillige Leistungen der Stadt für soziale Einrichtungen und Initiativen - und eine gut organisierte Nachbarschaftshilfe.

Ihrem Beispiel, liebe Frau Anke, sind auch viele Regensburgerinnen und Regensburger gefolgt: 

  • Diese Menschen haben soziale Initiativen und Vereine gegründet.  
  • Sie haben Stiftungen eingerichtet. 
  • Sie kümmern sich um alte Mitbürgerinnen und Mitbürger, um Alleinstehende, um Kranke und Obdachlose, und um diejenigen, die vor Krieg und Not zu uns geflüchtet sind.
  • Diese Menschen geben, wie wir das gerade während der Pandemie erlebt haben, kostenlose Mahlzeiten und Lebensmittel an Bedürftige aus.
  • Und sie legen auch im Mittelmeer Ehre für unsere Stadt ein, wenn sie Menschen aus höchster Seenot retten.

Liebe Frau Anke,

ebenso großen Anteil haben Sie daran, dass die Gleichberechtigung der Frauen, auch in der Regensburger Kommunalpolitik, einen großen Schritt vorangekommen ist. In den vergangenen 75 Jahren hat sich der Anteil von Frauen im Stadtrat erkennbar erhöht – auch der Anteil von Frauen in der Stadtverwaltung. Und immerhin haben es in Regensburg nun insgesamt schon vier Frauen geschafft, Bürgermeisterin oder Oberbürgermeisterin zu werden.  

Das ist doch schon mal was und lässt auf noch mehr hoffen.

Sehr verehrte Frau Anke,

Sie haben Großes geleistet für unsere Stadt und ihre Menschen. Dafür danke ich Ihnen im Namen der Stadt Regensburg sehr herzlich. 

Bleiben Sie uns noch lange erhalten!