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Holocaust Gedenktag 2020

Grußwort von Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer anlässlich des Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am Montag, 27. Januar 2020, 17.00 Uhr, im Historischen Reichssaal im Alten Rathaus

- Es gilt das gesprochene Wort. -

Sehr geehrte Regensburgerinnen und Regensburger,
sehr geehrte Mitglieder der jüdischen Gemeinde,
sehr geehrte Mitglieder der christlichen Kirchen,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Organisationen und Initiativen der Gedenkkultur,
sehr geehrte Gäste,
sehr geehrte Frau Dr. Willems.

Ich begrüße Sie zur diesjährigen Veranstaltung anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.

Vor 75 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Auschwitz, ein Ort, der stellvertretend für das unbeschreibliche, das undenkbare Verbrechen der Nationalsozialisten steht.

Jedes Jahr versammeln wir uns am 27. Januar und auch an anderen Tagen, um der Opfer zu gedenken und uns selber zu ermahnen. 

Wir bestärken uns gegenseitig, wie wichtig ein stetiges Erinnern ist. Wir gründen Initiativen, treten Vereinen bei und engagieren uns für die Demokratie und für ein friedliches Miteinander. Viele von den hier Anwesenden tun dies bereits seit Jahrzehnten. Wir schaffen Zuständigkeiten in der Erinnerungskultur und im Kampf gegen den Antisemitismus und beschließen neue Maßnahmen gegen den Rechtsextremismus.

Und dennoch scheint es, als würde der Hass täglich größer. Der Hass gegen hier Schutzsuchende, der Hass gegen engagierte Politikerinnen und Politiker, der Hass gegen Andersdenkende und auch der Hass gegen unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.

75 Jahre nach Auschwitz! 75 Jahre nach der Ermordung von Millionen von Menschen durch die verblendete und perverse Ideologie der Nationalsozialisten.

75 Jahre danach befinden wir uns heute in einem Deutschland, in dem das jahrelange Morden des Nationalsozialistischen Untergrunds nicht zu einer Zäsur im Kampf gegen den Rechten Terror geführt hat.

Ein Deutschland, in dem ein Amoklauf mit offensichtlich rechtsradikalem Hintergrund lange nicht als solcher gesehen werden wollte. Ein Deutschland, in dem man für sein soziales und politisches Engagement beleidigt und bedroht wird. Ein Deutschland, in dem ein Regierungspräsident vor seinem eigenen Haus erschossen wird und ein Deutschland, in dem vor knapp vier Monaten ein Rechtsextremer in Halle versucht hat, in eine Synagoge zu gelangen, um dort ein Blutbad anzurichten.

Ein Deutschland, in dem das unsagbare wieder sagbar geworden ist.

Wenn wir uns das alles vor Augen führen, darüber nachdenken, was hier vor unserer aller Haustüren jetzt gerade passiert und wenn wir uns das umso mehr an Tagen wie heute bewusst machen, dann sind Frust, Resignation, Mutlosigkeit und auch Angst nicht mehr weit, sondern sie begleiten uns.

Lassen Sie uns nicht verzweifeln und nicht den Mut verlieren. Unser aller Engagement, unser Einsatz ist nun wichtiger denn je. Hören wir nicht auf!

Stehen wir enger zusammen als bisher. Erinnern wir uns hierbei auch an diejenigen, die Widerstand geleistet haben. Menschen, die sich selbst in Gefahr gebracht haben, um Andere zu schützen. Menschen, die das teuflische Regime mit allem was sie hatten bekämpft haben.

Menschen wie zum Beispiel auch Hans Weber, später Bürgermeister unserer Stadt und viele, viele andere. Manche davon ohne Namen. Lassen Sie uns den Einsatz dieser Menschen, als Inspiration für unser eigenes Engagement nutzen und auch als Motivation und Vorbilder, wenn es darum geht, zu widersprechen, aufzustehen, zu widerstehen.

Gedenken wir der Millionen von Opfern, indem wir alles tun, was nötig ist. Lassen wir nicht zu, dass die feige Ermordung und Verfolgung von Juden, Zeugen Jehovas, Homosexuellen, geistig und körperlich Behinderten, Kunstschaffenden, Sinti und Roma, politischen Gegnern – und unzähligen anderen in Vergessenheit gerät oder als unwichtiges Ereignis klein gemacht wird.

Der Kampf gegen den Faschismus, der Kampf gegen das Vergessen, das muss der Konsens, das Fundament unseres Demokratieverständnisses und unserer Gesellschaftsordnung sein.

Ich freue mich daher auch über die Gedenkstätteninitiative des Freistaates und bekräftige die Forderung, dass jeder Schüler einmal eine Gedenkstätte besuchen sollte.

Ich möchte noch einen Schritt weitergehen: Nicht nur Schüler, auch Erwachsene sollten zu so einem Besuch eingeladen werden. Wir als Stadt Regensburg werden für unsere Mitarbeitenden deshalb in Zukunft ein entsprechendes Angebot organisieren.

Um es mit den Worten von Esther Bejarano, einer Überlebenden von Auschwitz, zu sagen:

„Erinnern heißt handeln!“

Herzlichen Dank