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Künstlerempfang 2019

Rede von Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer anlässlich des Künstlerempfanges am 22. Oktober 2019 um 19 Uhr im marinaforum

- Es gilt das gesprochene Wort. -

Liebe Gäste,

der Künstlerempfang der Stadt Regensburg ist nun schon seit einigen Jahren gute Tradition. Zum fünften Mal aber widmen die Stadt Regensburg und das Kulturreferat diesen Abend, ganz exklusiv und von ganzem Herzen, Ihnen – der Kulturszene unserer Stadt. Wir wollen damit unsere Wertschätzung ausdrücken und „danke“ sagen – all jenen, die dieses kulturelle Leben in unserer Stadt ausmachen, sich für die Kultur stark machen und engagieren: alleine, im Verbund, im großen Netzwerk und im Ehrenamt. Sie bewegen etwas. Und vor allem: sie bewegen uns – die Politik, die Gesellschaft, das Publikum. Sie halten uns den Spiegel vor, laden ein zu Diskurs und Debatte. Sie nehmen Einfluss auf unsere Stadtgesellschaft, definieren den Zeitgeist.

Der Kulturbetrieb steht neuen Herausforderungen und Möglichkeiten gegenüber: der zeitgemäßen Vermittlung kultureller Inhalte, neuen Technologien, der Digitalisierung. Dem Thema Sprache, der Verständigung – und dem angemessenen Gebrauch und Umgang damit und untereinander.

Wie sich Regensburg hier positioniert und sich den Themen von Gegenwart und Zukunft stellt, begeistert mich immer wieder aufs Neue. Was sich im kulturellen und kreativen Bereich in unserer Stadt entwickelt und formt, wie reichhaltig dieses Angebot ist, wie vielseitig und vielfältig die Projekte aufgestellt sind – in allen Bereichen und Sparten der Kultur. Dieser Abend ist uns wichtig – einerseits als Bühne und andererseits als Forum, für den Austausch.

Die Bühne gehört nun in wenigen Minuten den künstlerischen Beiträgen aus Tanz, Performance, Musik und Film. Und natürlich den Preisträgerinnen und Preisträgern.

In jedem Jahr verleihen wir in diesem schönen Rahmen den Kulturpreis und die Kulturförderpreise für besondere Leistungen, die in einem engen Bezug zur Stadt Regensburg stehen: in den Bereichen Literatur, Musik, Bildende Kunst und Architektur, auf dem Gebiet der Darstellenden Kunst, der Wissenschaft, der Denkmal- und Heimatpflege sowie im Bereich Fotografie und Film.

Die Kulturförderpreise werden unter Berücksichtigung des künstlerischen und wissenschaftlichen Nachwuchses an Personen oder Vereinigungen verliehen, die das kulturelle Leben in der Stadt gestalten und fördern. Zu den Kulturförderpreisen berät sich der Kulturbeirat der Stadt.

Mit dem Kulturpreis der Stadt Regensburg werden Persönlichkeiten und Institutionen ausgezeichnet, die sich in hervorragender Weise um das kulturelle Leben der Stadt Regensburg verdient gemacht haben. Der Preis ist die Auszeichnung für ein besonderes Lebenswerk oder eine überragende Leistung im Kulturbereich. Hierfür kommt eine siebenköpfige Jury zusammen, die über einen Vorschlag an den Oberbürgermeister berät. Über die Vorschläge für die Preisträgerinnen und Preisträger wird dann jeweils im Stadtrat entschieden.

Für den Hochschulpreis wurde heuer festgelegt, dass der Preis von nun an für alle drei Regensburger Hochschulen ausgelobt wird. Der Preis wird künftig – und ausgehend von den Studierendenzahlen der jeweiligen Hochschulen – im zweimaligen Wechsel an Universität und Ostbayerische Technische Hochschule verliehen, dann einmal an die Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik und dann wieder im zweimaligen Wechsel an die beiden anderen Hochschulen.

Heuer wurde der Rektor der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik um einen Vorschlag gebeten. Im kommenden Jahr wird der Preis für Leistungen an der Universität Regensburg verliehen und in 2021 geht der Hochschulpreis dann an Preisträgerinnen und Preisträger, die von der OTH vorgeschlagen wurden.

In diesem Jahr ist es der erste Künstlerempfang des neuen Kulturreferenten. Seit dem 1. Oktober ist Wolfgang Dersch in seinem Amt. Viele werden ihn bereits aus seinen früheren Stationen hier in Regensburg kennen, er hat 20 Jahre lang hier gelebt und war immer musikalisch aktiv. Für andere wird es heute ein Kennenlernen sein und deshalb darf ich ihn kurz vorstellen:

Wolfgang Dersch ist gebürtiger Straubinger. Er studierte Lehramt für Realschule in Regensburg sowie Posaune und Jazzposaune am Richard-Strauss-Konservatorium in München. Als Lehrbeauftragter an der Universität Regensburg leitete er sieben Jahre die großartige Uni-Big Band. Seit 2004 war Wolfgang Dersch bei der Stadt Amberg tätig, die letzten zehn Jahre als Referent für Kultur, Sport und Schulen. Er gründete dort unter anderem die Stadtgalerie, die sich aus dem Ausstellungsraum „Alte Feuerwache“ zu einem modernen Schauplatz für die zeitgenössische Kunst entwickelte.

Wolfgang Dersch konnte mit seinem Referat einen internationalen Fokus auf den renommierten Künstler Michael Mathias Prechtl und das letzte Werk von Bauhausgründer Walter Gropius richten. Viele von Ihnen kennen bestimmt die architektonisch außergewöhnliche Amberger Glaskathedrale. Die Unterstützung der Kultur- und Kreativwirtschafts-Szene gelang unter anderem mit dem noch jungen EU-Projekt “StimulART. Die überregionale Vernetzung in der Kulturszene war ihm auch für Amberg schon ein großes Anliegen.

Ich freue mich auf die wirklich spannenden nächsten Schritte und Vorhaben – und die gute Zusammenarbeit. Und: auf die Projekte, die mit den kulturellen Jahresthemen auch künftig entstehen und gemeinsam entwickelt werden.

In diesem Jahr wurden Veranstaltungen und Projekte unter dem Thema „Stadt und Gesellschaft“ gebündelt. Und dieses aktuelle Jahresthema war an Veranstaltungen und Beiträgen so umfangreich wie noch nie.

2019 stand und steht für uns im Zeichen der Erinnerung an ein dunkles Kapitel der Regensburger Geschichte, nämlich die Auslöschung der jüdischen Gemeinde des Mittelalters, im Jahr 1519. Auf unterschiedlichste Weise wurde das Thema aufgegriffen: zahlreiche Vorträge, Führungsangebote, Ausstellungen, Konzerte und vieles mehr standen und stehen bis Ende des Jahres noch auf dem Programm. In diesem Jahr konnten wir den Neubau der Synagoge der Jüdischen Gemeinde am historischen Ort eröffnen. Am Brixener Hof und an ebenjenem Ort, wo die Nationalsozialisten die Synagoge der Vorgängergemeinde plünderten und in Brand setzten. Seit Februar steht dort wieder das jüdische Gemeindezentrum.

Künstlerinnen und Künstler, Vereine und Institutionen beschäftigen sich heuer aber auch mit der Begrifflichkeit „Stadtgesellschaft“. Wer lebt in Regensburg eigentlich? Wer sind unsere Nachbarn und Mitmenschen? Welche berühmten Persönlichkeiten haben die Stadt geprägt und wer sind die klugen Köpfe, die hier die Zukunft vorausdenken? Wie wollen wir zukünftig in unseren Städten leben?

Unser kulturelles Jahresthema im kommenden Jahr heißt: „Provinz – Stadt – Metropole“. Und der mögliche und gewünschte Spannungsbogen wird hier bereits deutlich. Regensburg geschichtlich betrachtet: Hauptstadt von Bayern, immer wieder sogar Residenz der Kaiser und Könige, eines der bedeutendsten politischen Zentren in Deutschland, Sitz des Immerwährenden Reichstages. Die wirtschaftliche Blüte Regensburgs ging mit dem Mittelalter zu Ende, im 19. Jahrhundert versank Regensburg in einen „Dornröschenschlaf“.

Regensburg heute: Das ist eine Stadt mit vielen interessanten Facetten und Prädikaten: UNESCO-Weltkulturerbe, Sitz von drei Hochschulen, Standort moderner Unternehmen aus dem Bereich der Zukunftstechnologien und vieles mehr.

Aber eine richtige Großstadt, eine Metropole gar? Oder mit gut 160.000 Einwohnerinnen und Einwohnern doch Provinzstadt? Alles ist eine Frage der Perspektive und ein guter Anlass, sich ein Jahr lang mit den verschiedensten Aspekten dieses besonderen Spannungsverhältnisses zwischen Provinz und Metropole zu beschäftigen. Der Blick auf die Stadtgeschichte wird hier ebenso spannend sein, wie der Blick auf Gegenwart und Zukunft.

Liebe Gäste,

nun möchte ich Ihnen die Ehrungen und die Vorstellung unserer diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger nicht mehr länger vorenthalten. Sie verdienen Applaus und Anerkennung!  

Laudationes

Sonderpreis für das Ostentorkino

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste,

wir beginnen unseren Reigen der Preisverleihungen in diesem Jahr mit einem Sonderpreis. Das Ostentorkino wird heuer mit einer besonderen Anerkennung im Bereich Film und Medien bedacht. Und darüber freue ich mich sehr. 

Seit beinahe 50 Jahren ist das Ostentorkino nun nicht mehr aus der Kulturlandschaft unserer Stadt wegzudenken. Gegründet wurde es 1972 von Werner Hofbauer in einem ehemaligen Tanzsaal. Das Ostentorkino war das erste Programmkino der Stadt – und ist damit auch eines der ältesten in ganz Deutschland. Seitdem hat sich das Ostentorkino, und hier darf ich Dr. Priska Pytlik zitieren, „zu einer überregional bekannten Hochburg und Heimat für Cineasten, Filmliebhaber und Filmfestivals entwickelt. Dass sich Regensburg zu einer Kinolandschaft, ja zu einem Leuchtturm der bayerischen Kinolandschaft, überhaupt erst entwickelt hat, ist dem Ostentorkino zu verdanken, das hierfür den Grundstein gelegt hat und nach wie vor mit seinem anspruchsvollen Programm zum hervorragenden Ruf Regensburgs in der Kinoszene beiträgt.“

Und trotzdem, Sie werden sich bestimmt erinnern, war vor nicht allzu langer Zeit der weitere Erhalt des Ostentorkinos gar nicht mehr sicher. Vor vier Jahren stand die Regensburger Institution kurz vor dem Aus. Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex – in dem das Ostentorkino mit Restaurant Chaplin und Kinokneipe beheimatet ist – sollte verkauft werden. Es ging ein Aufschrei durch die Regensburger Kulturszene und Bevölkerung – so sehr hatte sich das Ostentorkino in die Köpfe und Herzen der Menschen gespielt. Künstlerinnen und Künstler drückten unter anderem mit der CD „Beat the Reaper“ und einer Online-Petition zum „Kampf ums Ostentor“ lautstark und wirkungsvoll ihren Unmut über dieses Vorhaben aus: 14.000 Unterstützerinnen und Unterstützer engagierten sich mit ihren Unterschriften für eine Rettung. Zum Glück, denn sie gelang.

Die Pächter – Hans Geldhäuser, Martin Haygis und Medard Kammermeier – haben das altehrwürdige Kino mit einem bunten Programm wieder zu neuem Leben erweckt. Neben den Filmvorführungen, die immer noch den Schwerpunkt ausmachen, werden unter anderem Lesungen, Diskussionsrunden, Kabarettveranstaltungen, Tanzvorführungen oder Konzerte angeboten. „Das Ostentorkino ist nicht einfach ein Kino – es ist eine Institution mit Tradition.“ Mit dieser Feststellung kann ich Ulrich Dombrowsky nur Recht geben.

Das Ostentorkino ist aber auch wichtiger und stetiger Austragungsort gleich mehrerer Filmfestivals geworden. Jährlich sind dort die Internationale Kurzfilmwoche Regensburg, das Heimspiel Filmfest und das HARD:LINE Festival zu Gast. Damit – aber auch mit seinem Kinoprogramm im Regelbetrieb – trägt das Ostentorkino einen wichtigen Teil dazu bei, die Filmlandschaft Regensburgs über den Mainstream hinaus zu erweitern, Filmpremieren nach Regensburg zu holen und auch Kurzfilme in einem angemessenen Rahmen im Kino zu zeigen.

Im Zuge der Einreichungen für die Kulturförderpreise 2019 wurde das Ostentorkino vorgeschlagen. Der Kulturbeirat hat in seiner Sitzung im Juli empfohlen, das Ostentorkino für seine besonderen Verdienste mit einer Auszeichnung zu würdigen. Der Stadtrat hat diese Empfehlung im Kulturausschuss im Oktober angenommen.

Das Ostentorkino hat sich in besonderem Maße um das kulturelle Leben der Stadt Regensburg verdient gemacht und trägt seit nahezu 50 Jahren dazu bei, das kulturelle Geschehen in Regensburg zu bereichern. Den Betreibern des Ostentorkinos wird für ihr außerordentliches Engagement und ihre Verdienste um die regionale Kulturlandschaft eine besondere Anerkennung in Höhe von 1.500 Euro aus dem Verfügungsfonds des Kulturreferenten verliehen. 

Kulturpreis

Der Kulturpreis der Stadt Regensburg geht im Jahr 2019 an den Journalisten und Autor Thomas Muggenthaler, der zweifelsohne ein herausragendes Lebenswerk geschaffen hat. Thomas Muggenthaler hat das kulturelle Leben der Stadt Regensburg durch seine dokumentarische Arbeit und sein künstlerisches Wirken maßgeblich bereichert. Dies soll heute gewürdigt werden.

Thomas Muggenthaler ist 1956 geboren. Er lebt und arbeitet in Regensburg. Nach seinem Studium der Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Regensburg ist er seit den 1980er Jahren für den Bayerischen Rundfunk tätig.

Muggenthaler arbeitet mit allen Formaten der medialen Öffentlichkeit. In TV und Radio, in filmischen Arbeiten und durch Buchveröffentlichungen hat er wichtige Beiträge zur Aufarbeitung der NS-Zeit in Niederbayern und der Oberpfalz geleistet – meist mit dem Fokus auf Regensburg.

Thomas Muggenthalers Beiträge befassten sich etwa mit dem Widerstand gegen die NS-Diktatur, der NS-Zwangsarbeit, dem System der Konzentrationslager sowie einzelnen Schicksalen jüdischer Menschen und der Jüdischen Geschichte. Im Rahmen der aktuellen Berichterstattung hat er in Regensburg zum Erhalt des Velodroms beigetragen, das KZ Außenlager Colosseum in Erinnerung gerufen und umfangreich über die Gestapo-Zentrale im Minoritenweg 1 recherchiert.

Die Wirkung seiner Arbeit reicht weit über Regensburg hinaus – in die deutsche Medienlandschaft und ins europäische und internationale Ausland. So hat er gezielt nach jüdischen Emigranten aus Bayern in Israel, den USA oder Buenos Aires, aber auch in Weiden oder Straubing gesucht, diese interviewt und ausführlich über ihre Schicksale berichtet. Seit vielen Jahren trägt Thomas Muggenthaler nun schon dazu bei, die Erinnerungsarbeit und die Gedenkkultur in der Stadt Regensburg und in ganz Ostbayern voranzutragen. „Thomas Muggenthalers Beiträge für eine zukunftsgewandte Erinnerungskultur können nicht hoch genug eingeschätzt werden“, meint der Leiter der Gedenkstätte Flossenbürg, Dr. Jörg Skriebeleit. Dabei ist sein intensives Engagement für die Erinnerungsarbeit persönlicher und journalistischer Natur und durch großes Feingefühl und Professionalität ausgezeichnet. 

Ilse Danzinger, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Regensburg, würdigt Thomas Muggenthaler und seine Arbeit mit den Worten: „Ich habe Thomas Muggenthaler immer als einen umsichtigen, genauen und engagierten Journalisten erlebt, dem es wichtig ist, die jüdische Kultur in Regensburg exakt darzustellen und dauerhaft zu dokumentieren. Sein Interesse und sein nachhaltiges Engagement sind in unserer Stadt und darüber hinaus außergewöhnlich.“

Thomas Muggenthaler ist ohne Zweifel ein herausragender und beeindruckender Journalist, der wie kein Zweiter die Erinnerungen der Zeitzeugen des NS-Regimes gesammelt und für die Nachwelt erhalten hat. Ein besonders großes Engagement hat er für die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg aufgebracht. Seit Mitte der 1990-er Jahre gestaltete Muggenthaler zahlreiche Hörfunk-Beiträge. 2005 ist dazu sein Buch „Ich lege mich hin und sterbe! – ehemalige Häftlinge des KZ Flossenbürg berichten“ erschienen.

Seine Recherchen und sein Material flossen in die neu entwickelten Dauerausstellungen ein, die beide mit nationalen wie internationalen Preisen ausgezeichnet wurden. Mehr als zwei Jahrzehnte lang war und ist Thomas Muggenthaler an der Neukonzeption und Weiterentwicklung der Gedenkstätte nun bereits maßgeblich beteiligt.

Thomas Muggenthaler hat sich stets bemüht, den Bürgerinnen und Bürgern auf vielfältige Art und Weise die jüdische Geschichte näher zu bringen. So initiierte er beispielsweise Ausstellungen ehemaliger KZ-Häftlinge in der Stadtbücherei oder organisierte eine Lesung über verfolgte jüdische Fußball-Nationalspieler in der Jüdischen Gemeinde.

Die Kulturpreis-Jury stellt in ihrem Statement fest:

Thomas Muggenthalers Filme, Reportagen, Recherchen für Radio und Printmedien tragen seit vielen Jahren zum guten Ansehen der Stadt Regensburg bei. Besonders hervorzuheben sind hierbei die außergewöhnlichen filmischen Arbeiten, seine Radioreportagen und Buchveröffentlichungen. Die Filme „Todeszug in die Freiheit“, „Überall war der Tod“ und „Verbrechen Liebe“ zeichnen sich in hervorragender Weise aus durch ihre besondere Recherchegenauigkeit, die Entdeckung und Sicherung von vielen fotografischen Belegen, auch von historisch wichtigen Original-Filmaufnahmen. Muggenthalers Filme bespiegeln neben seiner filmischen Sicherung und Aufarbeitung historischer Ereignisse in und um Regensburg auch das zeitgenössische mediale Kulturschaffen der Stadt Regensburg. Thomas Muggenthalers Filme sind Werke der zeitgenössischen und dokumentarischen Filmkunst. Sie sind in besonderem Maße auszeichnungswürdig.“ Der Film „Verbrechen Liebe – Von polnischen Männern und deutschen Frauen“ gewann 2015 den Bayerischen Fernsehpreis. Thomas Muggenthaler selbst wurde für den Film der Orden „Bene Merito“ vom polnischen Außenministerium verliehen. „Todeszug in die Freiheit“ war dieses Jahr sogar für den Grimme-Preis nominiert und hat 2018 den Sonderpreis des Deutsch-Tschechischen Journalistenpreises gewonnen.

Sehr verehrter Herr Muggenthaler,

Sie haben über die Jahre und durch Ihre vielgestaltige Arbeit ein wahrhaft herausragendes Werk von großer Bedeutung für die Stadt und die Region geschaffen. Dies möchten wir heute angemessen wertschätzen und Ihnen mit dieser großen städtischen Auszeichnung Dank ausdrücken.

Es ist mir daher eine besondere Ehre, Ihnen, lieber Herr Muggenthaler, im Namen des Stadtrats und der Stadt Regensburg für Ihr Lebenswerk heute den Kulturpreis 2019 zu verleihen.

Kulturförderpreis

Katharina Claudia Dobner

Im Bereich des Bühnen- und Kostümbildes und der Performance wird Katharina Claudia Dobner für ihre herausragenden künstlerischen Leistungen mit dem Kulturförderpreis 2019 ausgezeichnet.

1981 geboren, besuchte Katharina Claudia Dobner zunächst die Akademie für Gestaltung Regensburg. An der Kunsthochschule Berlin-Weißensee absolvierte sie dann eine umfassende künstlerische Ausbildung im Kostüm- und Bühnenbild und schloss ihr Studium mit dem Diplom ab.

Schon zu Akademiezeiten wurde Frau Dobner als Assistentin für Produktionen an namhaften Häusern im In- und Ausland engagiert: unter anderem am Théâtre National de Bordeaux en Aquitaine, am Berliner Ensemble, am Teatro Stabile di Torino, an der Wiener Volksoper, den Münchner Kammerspielen und der Volksbühne in Berlin.

Seit 2011 lebt und arbeitet Katharina Claudia Dobner als freischaffende Künstlerin wieder in Regensburg. Als Bühnen- und Kostümbildnerin beeinflusst sie hier in spannender Weise die Eigenproduktionen am Turmtheater Regensburg.

Ihre Engagements für das Metropoltheater und das Volkstheater in München, das Apollo-Theater in Siegen, das Altstadttheater in Ingolstadt oder das Junge Theater Augsburg sind ebenso von hoher künstlerischer Qualität. Katharina Claudia Dobner ist aber nicht nur für ihre kostüm- und bühnenbildnerischen Tätigkeiten bekannt, sondern hat sich auch mit ihren Performances, Bühnen- Projekten, und Ausstellungen einen Namen gemacht. 

„Ihr luzider Geist sprüht in den Performances, in denen sie als Frau Dobermann zusammen mit Carl Klein den Selbstoptimierungswahn der Gesellschaft oder die Taktiken des Geldwaschens großer Konzerne […] entlarvt. […] Ihr Humor, Witz und ihr Faible für das Groteske und das Schöne im Hässlichen zeigen sich besonders in den freien Arbeiten von Katharina Claudia Dobner.“, schreibt Dr. Antonia Kienberger in ihrer Würdigung über die besondere Preisträgerin. „Sie transformiert Materie zu neuen Aussagen. […] Bei all den Spielarten der Verfremdung, dem Nebeneinander von Gegensätzlichem oder der Überlagerung verschiedener Stilebenen, immer geht es ihr in ihrer künstlerischen Arbeit um eine starke Aussage, um eine klare Stellungnahme.“ , sagt wiederum Georg Fiederer von der Akademie für Gestaltung Regensburg.

Neben ihrem künstlerischen Schaffen gibt Katharina Claudia Dobner ihr Wissen im Bereich des Bühnen- und Kostümbildes auch als Dozentin an der Akademie für Gestaltung Regensburg an den jungen Nachwuchs weiter.

Sehr geehrte Frau Dobner,

Ihre Arbeit zeichnet sich durch eine große Neugierde, Offenheit und Freude am Experimentieren aus. Mit Aufgeschlossenheit und zugleich kritischem Blick kreieren Sie erfindungsreiche Arbeiten für die Bühne, für Ihre Performances und Ihre freien Arbeiten. Sie bereichern die Regensburger Kulturszene maßgeblich – durch Ihre mutigen und innovativen Arbeiten, die durch Kreativität und Pioniergeist bestechen. Sie schlagen stets neue Wege ein, erproben und erforschen die unterschiedlichsten Ausdrucksformen.

Alexander Rosol

Unser nächster Preisträger ist gebürtiger Regensburger. Und die Stadt als urbaner und sozialer Raum spielt auch eine große Rolle in seiner künstlerischen Arbeit.

„Es ist nicht nur die ‚regionale Zusammenarbeit‘ [mit anderen Künstlerkollegen], sondern auch direkt das Sujet ‚Regensburg‘ in seinem Werk, das Beachtung verdient. Waren es anfangs noch typische Regensburger Symbole wie die Steinerne Brücke oder die Domtürme in seinen ersten Graffitis, kam dann der Übergang zur eher thematischen Auseinandersetzung mit unserer Stadt.“, so Falko Gaulke vom Künstlerhaus Andreasstadel.

Nach dem Studium der Kunsterziehung und Anglistik an der Universität Regensburg ist Alexander Rosol seit 2011 als freischaffender Künstler hier in der Stadt tätig. Die produktive Zusammenarbeit mit Künstlerkollegen aus der Region findet sich wiederkehrend in Alexander Rosols Schaffen und ist besonders erwähnenswert.

Mit dem Regensburger Fotografen Christoph Gabler zeigte er 2017 das bemerkenswerte Projekt „koneX“ in der Städtischen Galerie im Leeren Beutel und im Depo in Pilsen. In großen Formaten fertigte Gabler hochauflösende Portraits von Regensburger Persönlichkeiten an – von Joachim Wolbergs, der Vize-Miss Germany, einem Donaustrudl-Verkäufer oder einem Regensburger Busfahrer. Rosol übermalte diese Fotos dann, bis auf die Augenpartie. Den beiden Künstlern ging es darum, mit ihrem Projekt einen vorurteilsfreien Querschnitt durch die Regensburger Gesellschaft zu ziehen –  „mit Bildern darauf aufmerksam zu machen, sich kein Bild zu machen.“, so Alexander Rosol selbst. Niemanden aufgrund von Äußerlichkeiten in eine bestimmte Schublade zu stecken.

Alexander Rosols Arbeiten und Kollaborationen beschäftigen sich immer wieder mit dem Thema und den Facetten der Stadt. Die Kooperationsarbeit „ro.sa waende“ mit Nico Sawatzki gewann 2017 den 1. Preis der REWAG-Kulturstiftung. Mit Sprühlack und Farbe zeigt die großformatige und wirklich beeindruckende Arbeit an der Fassade eines Parkhauses die abstrakte Silhouette von Regensburg.

In seiner Mixed-Media-Werkreihe „Statt-Sicht“ zeigt der Künstler seit 2013 prägnante Stadtsilhouetten, die an Regensburg erinnern. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass die Bildmontage der Domtürme etwa aus Kränen und anderen industriellen Formen und Strukturen zusammengesetzt ist.

Alexander Rosol konzipiert in seinen Arbeiten den strukturalen Zusammenhang architektonischer und industrieller Elemente und Formen – und thematisiert dabei die Frage, wie urbane Räume konzipiert sind. Die Bilderserie „Bodennullpunkt“ aus 2018 zeigt ebenfalls jene Stadtutopien: urbane Landschaften, die durch digitale Fotomontage, Sprühlack und Ölfarbe auf Leinwand entstehen. Je nach Größe der Arbeiten werden teilweise mehrere hundert Fotografien und Versatzstücke übereinander gelagert. Schichtenweise Farbe liegt auf den erstaunlichen Hybrid-Kunstwerken übereinander. Schließlich werden die Bilder analog überarbeitet und mit Öl und Sprühlack fertiggestellt.

Die neueste Serie „Light:Room“ greift die Thematik neuerlich auf – und überführt sie in Form von Lichtobjekten in eine dreidimensionale Räumlichkeit.

Sehr geehrter Herr Rosol,

Ihre Werke waren unter anderem in der TechBase, der HypoVereinsbank und im KunstvereinGRAZ zu sehen; aber auch auf nationaler Ebene, in der Hamburger Galerie Man and the City sowie auf den Kunstmessen Stroke Art Fair und der ARTMUC in München, der Contemporary Art Ruhr in Essen und der Kunstmesse Leipzig, wurden Ihre Arbeiten gezeigt.

Sie setzen mit Ihrem Werk immer wieder innovative Impulse für das regionale Kunstschaffen und tragen entscheidend zu dessen Weiterentwicklung bei. 

Für Ihr starkes und überzeugendes Wirken im Bereich der Bildenden Kunst werden Sie heute mit dem Kulturförderpreis 2019 ausgezeichnet.

Johannes Molz

Unser dritter Kulturförderpreisträger, Johannes Molz, ist Ihnen bestimmt noch im Ohr. Sie haben ihn heute Abend – als unseren allerersten Programmpunkt – bereits hören und auf der Bühne erleben dürfen. Und „erleben“ ist hier der genau richtige Ausdruck, denn Johannes Molz ist wahrlich interdisziplinär und vielfältig in der Regensburger Kulturszene aktiv.

Der gebürtige Straubinger studierte Informationswissenschaften und Anglistik an der Universität Regensburg und schloss seine freie Promotion in Anglistik erst dieses Jahr an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ab. Eine Herzensangelegenheit ist ihm seit 2015 das musikalisch-literarische Mischprojekt namens „null“. Hierfür schreibt er Bücher und veröffentlicht zu jedem Buch auch ein Musikalbum.

Er verbindet dabei tiefsinnige und pointierte Songtexte mit einem Multiversum an Klängen und erfindet dabei das Genre ‚Liedermacher‘ ganz neu.“, so beschreibt Tobias Maier von der „Heimat“ die Musik von Johannes Molz.

Live und im Studio ist Johannes Molz außerdem in zahlreichen Bands und in den musikalischen Bereichen von Jazz, Pop, Klassik und Metal unterwegs. Als Bassist der Band von Mathias Kellner konnte er in beinahe 400 Konzerten in ganz Europa umfassend internationale Bühnen- und Tournee-Erfahrung sammeln. 

Johannes Molz komponiert zudem Soundtracks für Filme und Computer-Spiele. Zuletzt steuerte er auch die Musik für die Uraufführung der Produktion „Yoda ich bin! Alles ich weiß“ am Theater Regensburg bei. Wenn Johannes Molz für andere Musik produziert – wie etwa Die Nowak, Andreas Dombert, Desmond Mayers oder Josef Menzl – dann nennt er sich Quintenquanten. Seine Bücher veröffentlicht er unter seinem Geburtsnamen, bei seinem musikalischen Soloprojekt tritt er als „null“ auf.

Johannes Molz bezeichnet sich selbst aber auch als ein „Hans Dampf in allen Gassen“ – und die Beschreibung passt: auf einen Tausendsassa, extrem vielseitigen Künstler und außerordentlich engagierten Menschen.

Seit 2017 organisiert und moderiert Johannes Molz den Songwriter-Wettbewerb „Song Slam“ in der Alten Mälzerei Regensburg. Als Vorstand des Vereins „8Tracksessions e. V.“ (Anm: ausgesprochen: eight  track sessions) dreht er kostenlose Videos oder Mitschnitte von Live-Auftritten für junge Regensburger Bands – und ermöglicht ihnen damit, sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Darüber hinaus gibt Johannes Molz seine langjährige Erfahrung als Musiker an junge Studierende weiter. An der Universität Regensburg, an der OTH und am Regensburger Music College lehrt er, wie sich mit dem Laptop Musik schreiben und programmieren lässt.

Sehr geehrter Herr Molz,

Sie leisten durch Ihr vielfältiges Schaffen einen wichtigen Beitrag für eine lebendige regionale Kulturszene. Durch ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten tragen Sie einen großen und bedeutenden Teil dazu bei, diese zu fördern und stetig weiter zu entwickeln.

Ihr bemerkenswertes gesellschaftliches Engagement äußert sich in zahlreichen Benefizkonzerten, Workshops, ehrenamtlichem Unterricht und Förderkursen, in der Unterstützung junger Musikerinnen und Musiker durch Beratung und Organisation sowie durch Ihre Lehrvideos für Gitarristen, Bassisten und Sänger auf YouTube.  

Dafür sollen Sie heute mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg ausgezeichnet werden.

Hochschulpreis

Seit diesem Jahr würdigt der Hochschulpreis – vormals unser Universitätspreis – alle drei Hochschulen in Regensburg gleichermaßen. Mit dem Preis sollen herausragende Leistungen aus allen Fachbereichen der Universität Regensburg, der Ostbayerischen Technischen Hochschule sowie der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik gefördert werden, die einen Bezug zur Stadt oder Region Regensburg haben.

Der Hochschulpreis 2019 geht an einen Kirchenmusiker und Organisten, der an der Regensburger Kirchenmusikschule studiert hat.  

Tobias Lindner ist 1975 in Deggendorf geboren und erhielt seit 1986 Orgelunterricht bei Wolfgang Riegraf. Sein Orgelstudium in Regensburg absolvierte er bei Karl Friedrich Wagner, und schloss mit dem B-Examen ab. An der Musikhochschule München erhielt Lindner das Lehrdiplom für das Fach Orgel. Weitere Studien an der Staatlichen Musikhochschule in Freiburg sowie an der Schola Cantorum in Basel folgten. Beide schloss Tobias Lindner mit Auszeichnung ab. 

Durch seine vielfältige Ausbildung und die Teilnahme an fast 40 Kursen erlernte Tobias Lindner ein facettenreiches Orgelspiel, das einfach nur begeistert. Das zeigt sich auch an der langen Liste an Preisen und Ehrungen, die der Musiker bereits für sich verbuchen kann.

Seit seiner Jugend begleiten zahlreiche Auszeichnungen den Lebensweg des Ausnahme-Musikers. Beim renommierten „Jugend musiziert“-Wettbewerb holte Tobias Lindner in den Fächern „Orgel“ und „Klavier“ schon in jungen Jahren mehrere Preise.

1996 erhielt er den 1. Preis beim Bayerischen Orgelwettbewerb in Landau an der Isar, 1998 war er der einzige Preisträger des „Johann-Pachelbel-Preises“ im Rahmen der Internationalen Orgelwoche Nürnberg. Im Jahr 2000 wurde er beim „Internationalen Bachwettbewerb Orgel“ in Brügge auch mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Zwei Jahre später wurde ihm der Kulturförderpreis seiner Heimatstadt Deggendorf und 2017 der Fritz-Goller-Preis verliehen.

Tobias Lindner war als Cembalist und Organist mit dem „Venice Baroque Orchestra“ zu hören, spielte für das Schweizer Radio DRS und war hauptamtlicher Kirchenmusiker an der Franziskuskirche in Basel/Riehen. Verschiedene Engagements führten ihn als Continuospieler außerdem an die Frankfurter Oper. Seit 2008 ist er Präsident der Konzertveranstaltenden Organisten Basels. Seine herausragenden musikalischen Leistungen sind sowohl auf seiner ersten Solo-CD von 2003, als auch auf der Gesamtaufnahme des „Apparatus musico-organisticus“ von 2009 zu hören.

Tobias Lindner ist aber nicht nur Herzblut-Musiker, sondern auch Dozent und Lehrer, der sein umfangreiches Wissen und Können an junge Studierende weitergibt. Acht Jahre lang lehrte er Orgelspiel und Improvisation an der Musikhochschule in Hannover. Seit 2000 ist er Lehrbeauftragter für Generalbass und Cembalo an der Schola Cantorum Basilliensis zu Basel. Dort hat er seit 2016 ebenfalls eine Professur für Orgel inne.

Professor Tobias Lindner wird in diesem Jahr – auf Vorschlag des Rektors der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik – für seine herausragenden musikalischen Leistungen und seinen überaus beeindruckenden Lebenslauf mit dem Hochschulpreis der Stadt Regensburg geehrt und gewürdigt.

Sehr geehrter Herr Lindner,

ich darf Ihnen im Namen der Stadt Regensburg herzlich zu dieser Auszeichnung gratulieren.

Wir dürfen stolz sein, dass ein so begabter wie ambitionierter Musiker in Regensburg seinen international erfolgreichen Werdegang begründete und heute seine Expertise und seine Spielfreude an junge Köpfe weitergibt. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg für alle Wege, die Sie in Ihrer Profession als Musiker wie auch als Persönlichkeit gehen werden.