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Holocaust Gedenktag 2019

Rede von Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer anlässlich des Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am Sonntag, 27. Januar 2019, um 17.00 Uhr im Historischen Reichssaal im Alten Rathaus

- Es gilt das gesprochene Wort. -

Liebe Regensburgerinnen und Regensburger,
liebe Mitglieder der jüdischen Gemeinde,
liebe Mitglieder der christlichen Kirchen,
liebe Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Organisationen und Initiativen der Gedenkkultur,
liebe Gäste,

herzlich willkommen zur diesjährigen Veranstaltung anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Jedes Jahr versammeln wir uns am 27. Januar, dem Tag der Befreiung Auschwitz, um gemeinsam all derer zu gedenken, die den unaussprechlichen Verbrechen der Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Sechs Millionen Juden und viele andere, wie Homosexuelle, geistig und körperlich Behinderte, Kunstschaffende, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma, politische Gegner – und unzählige weitere Menschen wurden vom Naziregime verfolgt, verhaftet, deportiert und ermordet.

Jahr für Jahr versammeln wir uns, so wie heute und an anderen Gedenktagen und erinnern uns gemeinsam an diese schreckliche Zeit, an die Schoah und die unmenschlichen Taten. Wir gedenken der Opfer und ermahnen uns, dass wir niemals zulassen dürfen, dass der Holocaust vergessen wird oder sich jemals wiederholen darf.

Und dennoch geht aus einer kürzlich vorgelegten Studie des US-Senders CNN hervor, dass viele junge Deutsche kaum Wissen über die systematische Vernichtung von Menschen durch die Nationalsozialisten haben. Von den 18- bis 34-Jährigen sagen rund 40 Prozent selbst, dass sie wenig bis gar nichts darüber wissen. Auch ein Drittel der insgesamt befragten Europäer schätzte den eigenen Kenntnisstand entsprechend ein. Demnach hat etwa jeder 20. Europäer noch nie etwas vom Holocaust gehört.

Selbst wenn wir uns sicher sein können, dass diese Ergebnisse nicht für unser eigenes Umfeld gelten, so sind diese Resultate trotzdem erschreckend. Zeigen sie doch, dass unsere eigene Wahrnehmung wahrscheinlich durchaus verzerrt ist.
Wenn so viele Menschen nichts oder zu wenig über die grausamen Geschehnisse während des Dritten Reiches wissen, dann ist das frustrierend, erschreckend und auch entmutigend.

Es erklärt aber auch, warum es den Nationalisten, Rassisten und Antisemiten so leicht fällt, überall auf der Welt erneut zu erstarken. Es erklärt, warum Hetze, das Verbreiten von Halbwahrheiten und Lügen und Gewalt gegen andere wieder gesellschaftsfähig werden.

Wir alle, unabhängig von unserer gesellschaftlichen Stellung und unseren Einflussmöglichkeiten, müssen noch aktiver werden. Wir müssen lauter werden als die schreiende Minderheit, die sich selbst als das Volk bezeichnet, die mit ihren
Parolen, ihrem Hass und ihrer Hetze unser friedliches und respektvolles Miteinander gefährden.

Wir dürfen nicht zulassen, dass durch Geschichtsvergessenheit die Erinnerung an das Schrecken aus unserer Gesellschaft verschwindet. Es geht dabei nicht mehr darum, eine Schuldfrage zu diskutieren, sondern darum, die Demokratie und unseren gesellschaftlichen Frieden zu schützen und zu gewährleisten. Das sind wir den zukünftigen Generationen und auch allen Opfern des Dritten Reiches schuldig.

Ich bin dankbar, dass hier in Regensburg seit Jahrzenten so viel gesellschaftliches Engagement von zahlreichen Personen, Initiativen, Vereinen und Institutionen gegen das Vergessen geleistet wird und dies auch sichtbar ist. Ihnen allen sei für Ihr jahrelanges Engagement, Ihr Durchhaltevermögen und Ihre Leidenschaft im Namen der Stadt gedankt.

Gerade im Hinblick auf die vorhin erwähnte Studie, freut es mich, dass wir im Anschluss noch einen Kurzfilm der Schülerinnen und Schüler der Willi-Ulfig-Mittelschule über die Regensburgerin Frieda Schottig, die in das KZ Ravensbrück deportiert wurde, sehen werden. Unter der Leitung ihrer Lehrerin Frau Doreth Rothmüller haben sich vier junge Menschen mit der Schoah auseinandergesetzt. Dieser Film zeigt, wie wichtig es ist, dass wir vor allem auch junge Menschen mit diesem Thema erreichen.

Denn zum einen gehört ihnen die Zukunft und zum anderen sind sie oft ziemlich gut darin die Dinge zu verstehen. Sie können das oft besser, als wir ihnen das zutrauen oder als wir es selber können.

Nochmals vielen Dank für Ihre Teilnahme an der heutigen Veranstaltung und danke für Ihre Aufmerksamkeit.