Navigation und Service

Vortrag mit Holocaust Überlebender im Mai 2022

Vortrag mit Holocaust Überlebender Dr. Eva Umlauf am 16.05.2022

Geboren im Lager Nováky im Jahr 1942 bezeichnet sich Frau Dr. Umlauf persönlich eher als „Zeitenzeugin“, da sie an die Zeit in Nováky und später in Auschwitz keine aktive Erinnerung hat. „Die Hebamme brachte heißes Wasser, aber der Raum war unbeheizt. Es war so kalt, dass das Wasser binnen kürzester Zeit mit einer Eisschicht überzogen war“. So begann die Überlebende der Gräuel des Nationalsozialismus ihre Lesung aus ihrem Buch „Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen“. Bereits nach diesen ersten Worten hingen die ca. 120 Schüler in der Aula der Berufsschule gespannt an den Lippen der Referentin. 

Eva Umlauf kam 1944 mit ihrer Mutter und der jüngeren Schwester mit einer dreitägigen Verspätung nach Auschwitz Birkenau 2. „Es war der erste Zug, der nicht ins Gas ging. Wir mussten nicht ins Gas, weil die Gaskammern vorher gesprengt wurden. (…) Noch am 31. Oktober, drei Tage vor unsere Ankunft ist ein kompletter Transport mit 1200 Häftlingen direkt ins Gas gegangen.“  Dennoch kam sie sofort mit der menschenverachtenden Brutalität des NS Regimes in Berührung. Die Familie wurde nach der Ankunft im Lager entkleidet, rasiert und registriert. Mit Nadel und blauer Tinte wurde Umlaufs Mutter und anschließend auch ihr die entmenschlichende Nummer eintätowiert. Die Nummer A-26959, die sie von nun an ein Leben lang begleitete. "Ich kenne meinen Körper nur mit dieser Nummer, und so gehört sie zu mir wie jedes Muttermal, jede Falte, jede Narbe. Sie verbindet mich mit meinen Schicksalsgenossen", erzählte Umlauf.

Erst ein Schicksalsschlag im Jahr 2014 brachte Frau Umlauf dazu, sich mit ihrer eigenen Vergangenheit intensiver auseinanderzusetzen und für ihr Buch zu recherchieren. Ihre Mutter hat nie viel über diese Zeit gesprochen, also begab sie sich selbst auf eine lange und teils sehr emotionale Suche nach ihrer eigenen Geschichte.

Es folgte die Schilderung, was sie dazu bewegte, trotz des erfahrenen Unrechts wieder zurück ins Land der Täter zu ziehen. Auch dort hatte sie es als Frau, in der Männerdomäne Medizin, zu Beginn nicht leicht.

Am Anschluss an die Lesung überhäuften die Schüler*innen Eva Umlauf mit vielen Fragen. Wie es für sie gewesen sei, in das Land der Täter zu kommen. Welche Erfahrungen sie habe, wenn Menschen ihr Tattoo auf dem Unterarm entdecken. Welche Rolle das Judentum in ihrem Leben spielt oder wie es für sie war, als sie zum ersten Mal die Gedenkstätte in Auschwitz besuchte.

Fragen, die Frau Dr. Umlauf ausführlich beantwortete und so den jungen Menschen einen tiefen Einblick in ihre eigene Geschichte gab. Mit einem wichtigen Appell beendete Frau Dr. Umlauf schließlich ihre Lesung. "Wir müssen lernen die Demokratie zu schützen", forderte sie. Antisemitismus hat es immer unterschwellig gegeben, nun trete er aber wieder offen an die Oberfläche.

Seit mehr als 50 Jahren wirkt die BS II Regensburg diesem Antisemitismus mit Werteerziehung und Förderung von Toleranz bei den Schüler*innen entgegen.