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Gedenkerinnerung an die Bücherverbrennung 1933

Bücherverbrennung 1933
Das einzig erhaltene Foto von der Bücherverbrennung am 12. Mai 1933 auf dem Regensburger Neupfarrplatz. Das Original befindet sich in der Fotosammlung des Historischen Museums der Stadt Regensburg | The only remaining picture of the book burning in Neupfarrplatz Regensburg on May 12, 1933 © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Installation Neupfarrplatz im Rahmen des EU-Projekts REDISCOVER

Bücherverbrennung 1933 Regensburg

English version here


„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“

Heinrich Heines unheilvolle Prophezeiung – wenn auch in einem ganz anderen Kontext getätigt – sollte sich mehr als ein Jahrhundert später auf furchtbare Weise erfüllen. Zuerst brannten die Bücher, dann die Menschen.

Ein kurzer Überblick

In 70 deutschen Städten loderten zwischen Frühjahr und Herbst 1933 die Scheiterhaufen mit Büchern, auch in Regensburg. Den Nationalsozialisten ging es von Anfang an um die Zerschlagung der „gesamten Opposition gegen Hitler in Kultur, Wissenschaft und Politik“. Speziell die Bücherverbrennungen können geradezu als ein Symbol für „den Geist der Vernichtung“ dieses verbrecherischen Regimes gelten, an dessen Ende als Bilanz millionenfacher Mord und die Verwüstung eines ganzen Kontinents standen.

Berühmt ist ein Zitat des protestantischen Pfarrers Martin Niemöller, das eindrucksvoll zeigt, wie perfide das System funktionierte:
„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

Insgesamt wurden im gesamten Reichsgebiet für das Jahr 1933 nicht weniger als 93 Verbrennungen in 70 Städten gezählt. Und während im öffentlichen Bewusstsein vor allem die Vorgänge auf dem Berliner Opernplatz im Mai 1933 und die „Aktion wider den undeutschen Geist“, die von der „Deutschen Studentenschaft“ ausging, mit der Bücherverbrennung verknüpft sind, zeigt sich bei näherer Betrachtung, dass es in Wahrheit viele Akteure, und damit viele verschiedene Motive für die Verbrennungen gab. So kann festgehalten werden, dass es vornehmlich junge Menschen der Alterskohorte von etwa 14 bis etwa 30 Jahren waren, welche sich bei der Organisation der Bücherverbrennungen hervortaten. Sie bekannten sich so offensiv zur Ideologie des Nationalsozialismus.

Welche Bücher wurden verbrannt?

Die Listen, nach denen die Bücher für die Verbrennung ausgewählt wurden, waren maßgeblich von einem Bibliothekar erarbeitet worden (Dr. Wolfgang Hermann). Insgesamt 131 Schriftsteller, 94 deutsch- und 37 fremdsprachige, waren auf einer am 16. Mai 1933 im „Börsenblatt für den deutschen Buchhandel“ veröffentlichten Aufzählung zu finden. Die Liste liest sich stellenweise wie ein „Who is who“ der Geistes- und Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts: Bertold Brecht, Sigmund Freud, Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Ernest Hemingway u.v.w. Aber auch politische Schriften beispielsweise von August Bebel, Theodor Heuss, Karl Marx, Rosa Luxemburg, um hier nur einige wenige aufzuzählen, wurden vermerkt und somit vielerorts verbrannt. Es wurde aufgerufen, Bücher- und Schriftenverbrennungen jeglichen „marxistischen, pazifistischen und demokratischen Schrifttums“ vorzunehmen.

Die Bücherverbrennung in Regensburg
In Regensburg fand die Bücherverbrennung am Freitag, den 12. Mai 1933 auf dem Neupfarrplatz – also mitten in der Altstadt – statt. Initiiert und durchgeführt wurde diese „Aktion“ in der Donaustadt von der örtlichen Hitlerjugend. Es war wohl kein Zufall, dass die NS-Bücherverbrennung in Regensburg auf dem in der Altstadt gelegenen Neupfarrplatz stattfand – jenem Ort, dessen Geschichte die in der Domstadt aktiven Nationalsozialisten vehement zu verändern versuchten.

Der Neupfarrplatz zählt nicht zu jenen im Laufe der bald 2000-jährigen Geschichte der Altstadt gleichsam „gewachsenen“ Plätzen, sondern war erst 1519 durch einen gewaltsamen Eingriff in die Bausubstanz der Stadt bei einem Pogrom entstanden. Das dort gelegene jüdische Viertel, bis zu diesem Jahr Heimat einer der ältesten und bedeutendsten jüdischen Gemeinden Süddeutschlands, wurde zerstört. (Mehr zum Neupfarrplatz Die gotische Synagoge und Denkmal "Misrach" und document Neupfarrplatz)

Die Bücherverbrennungen und weitere erste Maßnahmen demaskierten die Absichten der Nationalsozialisten und offenbarten schon früh den diesem Regime innewohnenden barbarischen Geist.