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17.-18. November 2023: Silobrand mit Gefahrstoffbeteiligung

Die Einsatzkräfte der Feuerwehr Regensburg wurden zu einem Brand im Kalkwerk Regensburg alarmiert. Die zunächst unklare Lage entwickelte sich in der Folge zu einem Großeinsatz mit einer Vielzahl an Einsatzkräften, der erst nach rund 24 Stunden beendet war.

Um 11:24 Uhr wurden der Löschzug der Berufsfeuerwehr und die Feuerwehren Schwabelweis, Weichs, und Tegernheim zu einem gemeldeten Silobrand im Kalkwerk Regensburg alarmiert. Vor Ort erkundete der Einsatzleiter folgende Lage: In einem Silo des Kalkwerks kam es zu einem Brand eines Gefahrstoffes mit entsprechender Rauchentwicklung. Der Brandrauch hatte sich bereits auf ein zweites Silo und Betriebsanlagen ausgebreitet. Durch den schwefelhaltigen Stoff bestand anfangs Explosions- und akute Vergiftungsgefahr für die Einsatzkräfte. Der Einsatzleiter ließ den Bereich daraufhin großräumig sperren und umgehend eine Warnung der Bevölkerung über das Modulare Warnystem auslösen. Zudem wurde die Alarmstufe auf das Schlagwort „Brand Chemie im Gebäude“ erhöht.

In entsprechendem Abstand zur Einsatzstelle wurde ein Verfügungsraum für alle Einsatzfahrzeuge eingerichtet, die mit den Erstmaßnahmen betrauten Kräfte nahmen mit Rücksicht auf die vorherrschende Windrichtung nördlich des betroffenen Objekts Aufstellung. Die Pilsenallee und die angrenzende Bahnstrecke Regensburg-Schwandorf mussten gesperrt werden. Im Umkreis von ca. 2 Kilometern wurden Messungen durchgeführt. Hier wurden keinerlei Belastungen der Luft durch Schadstoffe nachgewiesen, weshalb die veranlasste Warnung der Bevölkerung nach der Erstphase des Einsatzes zurückgenommen werden konnte.

Durch eine betriebseigene Inertisierungsanlage und den Einsatz von Kohlendioxid durch die Feuerwehr konnte die Explosionsgefahr eingedämmt und eine weitere Brandbekämpfung für die Einheiten ermöglicht werden. Alle vorgehenden Trupps waren mit Messgeräten zur Überwachung der Atmosphäre und der Explosionsgefahr ausgestattet. Das im weiteren Verlauf eingesetzte Löschwasser wurde zunächst aufgefangen und beprobt. Nach Rücksprache mit dem ABC-Fachberater bzw. der Chemikerin des Betriebs konnte es aber bedenkenlos in die Kanalisation eingeleitet werden. Das Klärwerk wurde dennoch vorsorglich informiert.

Im weiteren Verlauf des langwierigen Einsatzes mussten noch zahlreiche Feuerwehren und Einheiten des Rettungsdienstes nachalarmiert werden. Neben weiteren Kräften der Berufsfeuerwehr und mehrerer Einheiten der Freiwilligen Feuerwehren wurde auch der Gefahrgutzug zur Dekontamination alarmiert. Hier unterstützten im weiteren Verlauf auch Kräfte des Gefahrgutzuges des Landkreises Regensburg. Sämtliche im Inneren des Silos eingesetzten Kräfte mussten nach ihrem Einsatz dekontaminiert werden. Zur medizinischen Absicherung standen zwei Rettungswägen und ein Notarzt bereit. Die Versorgung bzw. Verpflegung der eingesetzten Kräfte übernahm das BRK Regensburg. In zwei bereitgestellten Linienbussen des RVV konnten sich die Einsatzkräfte aufhalten und aufwärmen.

Die Einsatzleitung formierte sich mit der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung und dem Abrollbehälter Besprechung. Hier fanden unter Führung des Feuerwehreinsatzleiters regelmäßige Lagebesprechungen der Abschnittsleiter (EA Brandbekämpfung, EA Messen, EA Dekontamination und EA Bereitstellungsraum/Personal) sowie der Vertreter von Polizei, Rettungsdienst/Notarzt und Verbindungspersonen des Betriebs statt. Ein Fachberater Chemie, eine Chemikerin des Betriebs sowie ein Vertreter des Umweltamts unterstützten die Maßnahmen und Entscheidungen fachlich. Die Drohnengruppe des Löschzugs Keilberg ergänzte die Erkundungsmaßnahmen durch ihre Luftaufnahmen.

In den Abendstunden konnten die Brandherde immer exakter lokalisiert und gelöscht werden. Ab 19 Uhr wurden die Maßnahmen und Einsatzkräfte schrittweise reduziert. Der Rückbau konnte gegen 21 Uhr beginnen. Um 22:30 Uhr rückten vorerst alle Kräfte ab. Um 1 Uhr in der Nacht sowie am nächsten Vormittag erfolgten geplante Kontrollen der Einsatzstelle. Diese bestätigten den Erfolg der bisherigen Maßnahmen. Gegen Samstagmittag konnte dann endgültig „Brand aus“ gemeldet werden. Nach weiteren, aufwändigen Aufräumarbeiten wurde der Einsatz dann nach über 24 Stunden beendet.

Insgesamt waren bis zu 130 Einsatzkräfte im Einsatz. Die Besetzung der Feuerwache zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft der Hauptfeuerwache während der Akutphase des Einsatzes bis ca. 21 Uhr wurde durch den Tagesdienst, dienstfreies Personal der Berufsfeuerwehr sowie den LZ Winzer sichergestellt. Zur Brandursache und Schadenshöhe kann die Feuerwehr keine Aussagen treffen.

Noch längere Zeit werden Prüfung, Aufbereitung und Ersatz der eingesetzten Materialien und der Schutzausrüstung in Anspruch nehmen. Aufgrund der Kontamination mit dem Brandrauch sind Gerätschaften teilweise unbrauchbar und müssen ersetzt oder repariert werden. Die Schutzkleidung kann, aufgrund der Wasserlöslichkeit der Stoffe, nach fachlicher Rücksprache zwar weiterverwendet werden. Wegen der Vielzahl der eingesetzten Kräfte nahm die hausinterne Wäsche der Einsatzkleidung, die in diesem Fall unter erhöhten Schutzmaßnahmen erfolgen muss, ebenfalls längere Zeit in Anspruch. Aufgrund der vorgehaltenen Redundanzen war bzw. ist die Einsatzbereitschaft der Regensburger Feuerwehren jedoch nicht beeinträchtigt.

Eingesetzte Einheiten:

Einsatzleiter (Inspektionsdienste):

  • Christoph Tresch (17.11. bis 19:30 Uhr)
  • Thorben Graßhoff (17.11. ab 19:30 Uhr)
  • Stephan Wein (18.11.)

Berufsfeuerwehr Regensburg

  • Löschzug mit I-Dienst
  • AB Atem-/Strahlenschutz, Besprechung, Gefahrgut, Kohlendioxid, Mulde
  • PTLF 4000
  • Lichtmast-Anhänger
  • Weitere Fahrzeuge, u.a. 2 GWL1, 3 WLF, 2 KdoW, MZF

Freiwillige Feuerwehren

  • LZ Altstadt (UG ÖEL)
  • FF Burgweinting
  • FF Eggmühl (ABC-Komponente Lk. Regensburg)
  • FF Graß
  • FF Harting
  • LZ Keilberg
  • FF Neutraubling (ABC-Komponente Lk. Regensburg)
  • FF Oberisling
  • FF Pentling (ABC-Komponente Lk. Regensburg)
  • LZ Schwabelweis
  • FF Tegernheim (Lk. Regensburg)
  • LZ Weichs
  • LZ Winzer (Wachbesetzung)

Rettungsdienst

  • LNA, OrgL, ELRD
  • UG SAN-EL
  • Notarzt
  • 2 RTW
  • Betreuungseinheit

Fachberater ABC

Polizei

Umweltamt

24.11.2023