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VMG „ante portas“ !

Exkursion des Latein P-Seminars nach Umbrien und Rom

VMG ante portas! Im Gegensatz zu Hannibal begab sich in friedlichster und freundschaftlichster Absicht das Latein P-Seminar zusammen mit Frau Bleyer und Herrn Schützenmeier vom 22. April bis 30. April auf Erkundungstour nach Umbrien – mit Schwerpunkt Perugia – und auch eine eintägige Exkursion ins antike Rom durfte auf unserem Programm natürlich nicht fehlen!

Nachdem das Seminar in verschiedenen Teams bereits kleinere eintägige Exkursionen „auf den Spuren der Römer in bella Bavaria“ für die Lateiner der 6. Jahrgangsstufe (römisches Regensburg), der 7. Jahrgangsstufe (antike Schifffahrt: Rudern mit der Lusoria auf der Donau) und der 8. Jahrgangsstufe (antike Thermenanlage in Weißenburg) organisiert hatte, hieß es nun für das ganze Seminar den Spuren in bella Italia zu folgen – und nicht nur römische Spuren sondern vor allem auch etruskische galt es zu erkunden – war diese lange Zeit wenig erforschte Hochkultur im Lateinunterricht bisher doch kaum behandelt worden. So zu unrecht wie uns schnell klar war.

So organisierten die Seminarteilnehmer nun aufbauend auf den bereits gemachten Exkursionserfahrungen ihre eigene, sehr abwechslungsreiche Studienfahrt.

Unter großen Strapazen mit kaum Schlaf reisten wir tapfer in dem überfüllten Nachtzug von München nach Perugia und hinterließen damit wenigstens einen kleineren ökologischen Fußabdruck. Noch am Abend des ersten Tages gingen wir mit unserer allseits äußerst versierten Stadtführerin und Reisebegleiterin Frau Blanquart  auf eine erste Entdeckungstour durch das imposante, erhabene Perusia Augusta, wie die Römer das letztendlich eroberte Perugia einst nannten. Und schon in allen Vierteln der Altstadt trafen wir auf etruskische Relikte und Mauerreste, die  deutlich von den römischen zu unterscheiden sind. Wir konnten sogar einen immer noch intakten etruskischen pozzo (Brunnen) hinabsteigen und die Baukunst der Etrusker bestaunen. Stets zu Fuß  - trepp auf, trepp ab – auch auf Rolltreppen oder mit der Minimetro bewegten wir uns in der autofreien Altstadt Perugias fort. Besonders beeindruckend ist auch die bestens erhaltene Unterstadt Perugias, die Papst Paul III einst überbauen ließ – als Strafe, weil sich die Perugianer gegen die Erhebung der Salzsteuer im 16. Jhd. wehrten. So widerspenstig und nonkonform sollten die sympathischen Perugianer bleiben  - bis zum heutigen Tag!

Das idyllisch gelegene, pittoreske Assisi war ein erstes Ausflugsziel außerhalb Perugias mit der Besichtigung der Kathedrale zu Ehren des Hl. Franziskus als Höhepunkt neben einem sehr gut erhaltenen römischen Forum im Zentrum Assisis– wieder unterirdisch. Und ehe wir uns versahen, betraten wir auch schon vatikanisches Staatsgebiet. Sehr beeindruckende Fresken wurden uns in der Kathedrale fachmännisch und kunsthistorisch erläutert.

Am Nationalfeiertag, dem 25.4., widmeten wir uns dem etruskischen Perugia ganz ausführlich und Frau Blanquart wies uns wissenschaftlich in die Gräberkultur, Metallkunst und Schrift der Etrusker im archäologischen Museum ein. Immer wieder gab es Anknüpfungspunkte an die vorab gehaltenen Referate dreier Seminarteilnehmerinnen zur Kultur der Etrusker allgemein, die wir nun live an Objekten und Urnen begutachten konnten. Was hatten die Römer doch alles von dieser Hochkultur „kopiert“ – bevor sie die Etrusker letztendlich doch verdrängten und auch Perugia romanisierten.

Am nächsten Tag ging es mit dem ersten Intercity in die Urbs und fast 3 Stunden folgten wir den Spuren der prominentesten antiken Römer und deren „Geschichte“ vom Colosseum über den Palatin zum Forum Romanum bis zum Pantheon. Wie auch schon in Perugia hatten wir auch in Rom Experten im Seminar für das Colosseum und das Pantheon. Aber auch der versierte Führer Winfried brachte uns auf immer wieder witzige und satirische Art und Weise das antike Rom näher. Mit der nicht wirklich vollständig geklärten Frage, warum sich Hannibal einst nicht nach Rom wagte, entließ uns Winfried ins abendliche Rom und bereitete unbewusst unser Ausflugsziel des folgenden Tages vor, den Lago di Trasimeno, an dem Hannibal im 2. Punischen Krieg die Römer vernichtend schlug.

Wir begaben uns also tagsdrauf an den Trasimenosee und marschierten entlang des Gebiets, an dem Hannibal die Römer in die Falle trieb, guerillaartig angriff und die Römer letztendlich blutigst schlug. Militärisch gesehen ein Erfolg, politisch betrachtet allerdings eine Niederlage wie uns unser Experte Dr.  Baum am dort ansässigen Hannibal-Museum erklärte. Hannibals Heer erlitt trotz Sieg hohe Verluste, war ausgelaugt und nach dem weiteren Sieg über Cannae nicht mehr kampffähig. Ein Angriff auf Rom war unmöglich geworden. Im didaktisch gekonnt aufbereiteten Museum stellten wir fest, dass so mancher Seminarteilnehmer die Römer sicher gut hätte unterstützen können – allerdings war die professionelle Rüstung der Römer viel zu schwer im Vergleich zu den leichteren Waffen der Carthager. Von Tuoro ging es noch mit dem Schiff zu der schönen Isola Maggiore im Trasimenosee, wo uns ein Picknick und ein nachmittäglicher Cappuccino nach interessanten Referaten zu Textquellen von Livius, Plutarch und Nepos über Hannibal erwarteten. 

Letztes größeres Ausflugsziel war am Sonntag das schön gelegene Orvieto, in das sich ebenso gerne die Päpste im Mittelalter zurückzogen. Schnell verstanden wir,  warum. Auf dem Programm standen auch hier wieder die Etrusker, die Orvietos grandiose „Unterwelt“ mit unzähligen tiefen, unterirdischen Gängen, Brunnen, Schächten und Taubenschlägen prägten. Aber auch der hochragende, von weither sichtbare, herrliche Dom wurde uns von Frau Blanquart und Seminarlerinnen wieder eindrucksvoll präsentiert. So manches beeindruckende, lebendige Fresko erinnerte uns an den Stil der Fresken in Assisi,  wieder kunsthistorisch revolutionär für die Entstehungszeit, weil so lebensecht. Mit der Seilbahn ging es zurück zum Bahnhof nach einem herrlich sonnigem Tag. Und wie jeden Abend erkundeten wir Perugia auch kulinarisch. So mancher kostete auch ein für die Gegend typisches Gericht mit Taubenfleisch oder Linsen, aber vor allem Pizza und Pasta blieben wir überwiegend treu.

Ein letztes Highlight vor der Heimreise war der Besuch eines Gymnasiums in Perugia. Noch vor Corona knüpften wir nämlich Kontakte zu italienischen Liceos, um unseren Lateinern eventuell auch einen Austausch zu ermöglichen, da nicht wenige Schulen in Italien Deutsch neben Englisch als Fremdsprache anbieten. Ein Team unseres Seminars nahm wieder neue Kontakte zu verschiedensten Liceos auf und das Liceo Giordano Bruno in Perugia lud uns glücklicherweise noch am letzten Reisetag ein, ihre Schule und einige Klassen zu besuchen, was wir selbstverständlich sehr gerne machten. Während die Seminarler von italienischen Schülern und Schülerinnen geführt wurden und  näher ins Gespräch kamen, heckten wir Lehrer erste Projektpläne mit italienischen Kollegen aus und können hoffentlich nächstes Schuljahr bereits mit einem Austauschprojekt starten. Das Projektfach ist natürlich klar: Latein! Auf den Spuren der Römer in Perugia und Regensburg. Das VMG kommt wieder – ganz bald, so bleibt zu hoffen! VMG ante portas!

Eine wirklich rundum gelungene P-Seminarfahrt mit tollen, engagierten  Seminarteilnehmern ging zu Ende und durch die Nacht ging es wieder mit dem Zug nach Bayern! Der „Tag der Arbeit“ war für uns dann „Tag des Schlafes“ aber auch des „Schwärmens“!!