Navigation und Service

„Verbrannte Bücher – verbannte Dichter“

VMG-Schülerinnen bei der Regensburger Gedenkfeier an die NS-Bücherverbrennung
VMG-Schülerinnen bei der Regensburger Gedenkfeier an die NS-Bücherverbrennung © KöMa

Zwischen Frühjahr und Herbst 1933 brannten überall in Deutschland die Scheiterhaufen mit Büchern von Schriftstellern, deren Gedanken in der nationalsozialistischen Ideologie keinen Platz hatten. Mit dieser „Aktion wider den undeutschen Geist“ begann bereits kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten die systematische Verfolgung aller damals verfemten Autoren – dazu gehörten in erster Linie Juden, Marxisten, Pazifisten und andere oppositionelle oder politisch nicht erwünschte Dichter.

Am 12. Mai 1933 wurden auch in Regensburg Bücher verbrannt – auf dem Neupfarrplatz, dem Platz in der Altstadt, auf dem das jüdische Viertel bis 1519 beheimatet gewesen war.

Um die Erinnerung an dieses Ereignis wachzuhalten, veranstaltet die Stadt Regensburg in Kooperation mit dem Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller Ostbayern in ver.di, der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Regensburg, dem Evangelischen Bildungswerk sowie der Staatlichen Bibliothek Regensburg alljährlich eine Gedenklesung in der Neupfarrkirche, an der auch Schülerinnen und Schüler des VMG beteiligt sind.

Vorgelesen wird dabei aus ausgesuchten Werken damals verachteter und verstoßener Schriftsteller, deren Lebenslauf wird kurz vorgestellt.

Auch am 12. Mai dieses Jahres fand diese Gedenkfeier, unter Corona-Bedingungen, statt.  Persönlich anwesend waren in der Neupfarrkirche nur die Vortragenden – die Veranstaltung wurde allerdings per Livestream übertragen.

Es lasen die AutorInnen Elfi Hartenstein, Marita A. Panzer und Rolf Stemmle aus Werken von Annette Kolb, Gabriele Tergit und Joseph Roth. Unsere Schülerinnen, Cleo Kümmler und Lilly-Marie Muth, beide aus der Q11, hatten sich für ihre Lesung einen Ausschnitt aus Lion Feuchtwangers letztem Teil der „Wartesaal-Trilogie“ ausgesucht, weil in dem Roman „Exil“ das Leben der verfolgten Autoren nach ihrer Vertreibung aus Deutschland eindrücklich dargestellt wird.

Gedenkfeier - Bücherverbrennung
Gedenkfeier - Bücherverbrennung © KöMa

Pfarrer Thomas Koschnitzke betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung der Gedenkveranstaltung, gerade in der heutigen Zeit. Dr. Bernhard Lübbers (Staatliche Bibliothek) erläuterte auf sehr anschauliche Weise den historischen Hintergrund der Vorgänge in Regensburg am 12. Mai 1933. Carola Kupfer (Stellvertretende Vorsitzende des SchriftstellerInnenverbandes Ostbayern) bedankte sich bei allen Anwesenden, die von dem Gitarristen Andreas Dombert musikalisch umrahmt wurde.

 „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ Auf dieses Zitat Heinrich Heines, das sich im NS-Staat auf so schreckliche Weise bewahrheitet hat, wurde an diesem Abend mehrfach Bezug genommen. Mit der, trotz erschwerter Bedingungen, gelungenen und berührenden Gedenkfeier, wurde ein Zeichen gesetzt, dass es nie mehr so weit kommen darf.