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Erika Eichenseer zu Besuch am VMG

Gut, dass Märchen bereits in der 5. Klasse im Lehrplan verankert sind, denn mit dem neuesten Film „Chantal im Märchenland“ werden Märchen wieder einmal gänzlich auf den Kopf gestellt und Klischees bespielt. So schadet es nicht, Märchenerzähler aus der Region näher zu betrachten. Dazu eignet sich am besten der bekannte Sohn Ambergs, der königlich-bayerische Ministerialrat Franz Xaver von Schönwerth (1810-1886), der einen wahren Schatz an bayerischem Erzählgut sammelte. Im Kunstunterricht hörten die Klassen 5b und 6d dazu das Hörbuch „Das fliegende Kästchen“ von Erika Eichenseer, wählten nach Textvorlagen einzelne Charaktere aus und fertigten vorerst Skizzen an, um diese dann in Ton zu übertragen. Den meisten Schülern und Schülerinnen ging das Modellieren der Figuren erstaunlich leicht von der Hand und für einige war es sogar der erste Kontakt mit dem Material Ton. Eine zusätzliche Herausforderung war zudem die Glasur. Die Endprodukte waren allesamt umwerfend: Bilmesschneider, Wundervogel, Zwerge, Zaunkönig, Wieserl, verwunschene Krähe, Wasserfräulein, Hexen, Teufel, Hütlein, Irrlichter, Prinzessinnen, Prinz Roßzwifl… bodenständige und doch märchenhaft großartige Märchenfiguren.

Einen besonderen Moment stellte aber der Besuch von Frau Erika Eichenseer zum Sommerfest am Von-Müller-Gymnasium dar. Ihren Publikationen und Vorträgen ist es zu verdanken, dass die Sagen und Märchen heute überhaupt für jeden zugänglich und erfahrbar sind. Wer zuhören konnte, war vom intensiven Vortrag, der in weit verzweigte Märchenstrukturen hineinreichte, beeindruckt. Wer war eigentlich Prinz Roßzwifl und in welchen anderen Kulturen taucht dieser geheimnisvolle Mistkäfer noch auf? Darf ein Zaunkönig als kleinster Vogel König sein? Auch das Märchen des Wundervogels wurde erzählt und für Lorenz Barth war es eine große Ehre, seine Keramikfigur des Wundervogels, die Frau Eichenseer überzeugte, ihr als Gegenzug für die neue Märchenausgabe übergeben zu dürfen. Musikalisch umrandet wurden die Sequenzen von Schülern Eva Herrmanns und von Sebastian Glas mit Gurlitts Nächtlicher Reise, souverän gespielt von Philipp von Jena, sowie dem Vierhändigstück The Fairies Lullaby aus Shakespeares Sommernachtstraum, beeindruckend gespielt von Erica Rainer und Hannah Müller-Gerbes. Die Besucher konnten demnach in ein musisches Gesamtkunstwerk eintauchen.

Text: Maresa Müller