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Auf den Spuren Richard Wagners

PERSONEN

38 Schüler der 11. Klassen des Von-Müller-Gymnasiums (CHOR)
Veronika Frieß, Lehrerin (MEZZO)
Simon Pawellek, Lehrer (BARITON)

SCENE 1

Die Bühne stellt das Von-Müller-Gymnasium Regensburg in der Außensicht dar. Das Grau-in-Grau des bedeckten Himmels und der bindenfadenartige Dauerregen tauchen die Szenerie in ein dämmriges Zwielicht. Die Gruppe müder Schüler ist durch die breite Glasfront des Hauptportales, durch welche das matte Tageslicht nur zaghaft den Weg nach innen findet, auszumachen. Die Lehrer organisieren emsig den Aufbruch. Im Hintergrunde erschallet die Schulglocke. Auf der Straße vor dem Gebäude erscheint linker Hand ein weißer Reisebus, einem gutmütigen Lindwurme gleich, der allein durch seine Anwesenheit die SUVs der Helikopter-Eltern verdrängt, und nimmt die noch nicht ihre vollen Lebensgeister entfalteten habenden Reisenden auf, welche sich zuvor ihren beschwerlichen Weg über das Pflaster des Schul-Vorplatzes und durch den Regen hin zur Abfahrtsstelle gebahnt haben.

Duett der Lehrkräfte: Naht euch dem Reiseziele, naht euch Bayreuth, wo in den Armen der Kunst selig Wissen vermittelt werde. So schnallet euch an und behandelt den Bus wie euer Eigenthume. Weder klebet Kaugummis unter die Sitze, noch massieret Wurstscheiben in Zwischenräume – so dräuete euch Unheil!

SCENE 2

Im Bus. Ein Schüler zuckt mit dem Haupte empor, als fahre er aus einem Traume auf. Er fährt mit der Hand über die Augen, als ob er ein Traumbild festzuhalten suche. Durch das halb beschlagene Fenster des Busses erblickt er die Silhouette eines schmucklosen Festspielhauses, welches – gleich einem Patriarchen – auf dem Grünen Hügel thront. Der dichte Himmel sowie der nun sprühende Regen umweben das Gebäude. Satyre und Faune erscheinen aus den Klüften und drängen den Hügel empor.

Der Bus erreicht den Parkplatz und entlässt die Schüler in den Regen.

Chor der Schüler Haltet ein, edler Lindwurmfahrer! Selig Erbarmen zeiget uns, ihr ehrbaren Lehrkräfte! Welch Gewalt dränget euch, uns in diesen Regen, in dieses Getümmel von Kälte und Nass, zu bewegen?

SCENE 3

Im Festspielhaus. Zwei Fremdenführerinnen erscheinen, ihr verlockendes Wissen den Anwesenden zuzuführen. Die Gruppe betritt den durch und durch aus Holz gebauten Konzertsaal. Zu beiden Seiten des Durchlasses schlichte Schönheit in regelmäßiger Form, mit wunderbarer, der Raumakustik zuträglichen Gestalt. Rechts aufwärts ein Meer aus 2000 Klappstühlen, durch runde Lampen mondscheinartig erhellt. Zur Linken die Bühne, darunter eine grottengleiche Öffnung, aus welcher zarter Dämmer herausscheint und deren Boden nur zu erahnen ist – der Orchestergraben. Die Schüler betreten ehrfurchtsvoll den Raum und nehmen zögernd auf den Stühlen Platz, sich zusammen gruppierend und Schutz suchend vor der augenscheinlich spürbaren Geschichte dieses Baus.

FREMDENFÜHRERIN 1 Schüler, seid willkommen in diesem ehrwürdigen Festspielhause! In den Jahren des Herrn 1872-75 erbauet, erquicken seitdem zehn Opern und Musikdramen des edlen Richard Wagner jedes Jahr im Sommer fürderhin die angereisten Musikliebhaber.

SCHÜLER [staunend, nach und nach erquickend] Ah! Oh! Wohlan! Schauet!

FREMDENFÜHRERIN 2 Der Klange in diesem Raume ist einer der weltweit besten! Das ehedem verwendete Baumaterial, Holz, ist wie ein großer Klangkörper und füllet den Raum wie von magischer Hand. Sie demonstriert dies mithilfe einer kleinen Spieluhr, deren Klang durch das Holz gleichsam göttlich verstärket wird.

SCHÜLER [zunehmend beeindruckt, gleichsam ergriffen] Welch Zauber! Welch Wonne!

 

SCENE 4

CHOR DER SCHÜLER Nein! Nein! Tausend Male nein!

MEZZO Gehabet euch nicht wie Mimosen!

CHOR DER SCHÜLER Wir wollen nicht! Wir zaudern! Welch Frevel, uns durch diesen Regen zu jagen!

MEZZO & BARITON Mimimimimimimimimimi.

CHOR DER SCHÜLER Der Weg zur Wirtsstube ist weit, der Weg ist gefährlich – o fraget nicht!

SCENE 5

Die Bühne zeiget nun ein Wirtsstube. Ein frivoler Junker reicht den anwesenden Schülern Getränke und Speisen. Wohlig warme Atmosphäre lässt die Glieder und Knochen der Gebeutelten gedeihen.

FRIVOLER JUNKER Nenn ihm den Zauber, den er ausgeübt!

EIN SCHÜLER Wohl wahr, solch Worte über ein Spezi zu verlieren.

BARITON Wenn’s Bier nur wäre!

FRIVOLER JUNKER Es tön in frohbelebten Klängen das Lied aus jeder Brust hervor!

MEZZO Sag, was uns diese Einkehr bedeutet! Versöhnung? Oder gilt’s erneutem Kampf?

CHOR DER SCHÜLER Vergeben sei es und vergessen! Ihr peitschtet uns erbarmungslos durch Regen, Wind und Wetter – doch nun sei Ehre euch beschieden!

FRIVOLER JUNKER Hier erwachen seine Lieder und wecken euch aus düst’rem Traum!

MEZZO  Gepriesen sei dies Wunder aus meines Herzens Tiefe!

SCENE 6

Im Hause Wahnfried, dem ehemals herrschaftlichen Sitz der Familie Wagner, welches sich nun zu einem Museum gewandelt hat. Die Theaterpädagogin tritt aus einem Seitengange auf. Trompeten. Die Schüler verstummen.

CHOR DER SCHÜLER Freudig begrüßen wir die ed’le Halle, wo Kunst und Frieden immer nur verweil, wo lange noch der frohe Ruf erschalle!

VIER EINZELNE SCHÜLER Theaterpädagogin von Eschenbach, beginne!

THEATERPÄDAGOGIN         Gar viel und schön ward hier in diesen Hallen, von Wagner, dem lieben Manne, komponieret. In weisen Rätseln wie in heit’ren Liedern erfreut er gleich sinnig unsere Herzen. Finanzieret war’s vom edlen König Ludwig dem Zweiten. Ein wunderbar Begebenheit, so dünket mich – durch Königs Geld soll Liedes Kunst erschallen!

Erneut Trompeten. Die Schüler erstaunen ob der geschichtsträchtigen Vergangenheit dieses Ortes. Nach langen Momenten der Ergriffenheit entschwinden die Schüler, die Münder offen stehend und die Augen zum stummen Dank gen Himmel gerichtet.

SCENE 7

Im Bus. Rückkehr in heimatliche Gefilde.

CHOR DER SCHÜLER Dank sei euch, ihr edlen Lehrer! Erlösung ward der Welt zutheil! Es tat in diesen heil’gen Stunden der Herr Wagner sich uns offenbaren. So ruft nun zu durch alle Land: Hoch über aller Welt gelobet sei dieser Ausfluge! Halleluja!

ALLE [höchst ergriffen] Der Bildung Heil ist den Schülern nun beschieden, sie geh’n nun heim in sel’gem Frieden.

 DER Vorhang fällt.

Text: PaSi, FrVe