Das UNESCO-Welterbekomitee hat in seiner Sondersitzung am 25. Januar dem Eilantrag der Ukraine entsprochen: die Altstadt von Odessa wurde zum schützenswerten Erbe der ganzen Menschheit erklärt und gleichzeitig sofort auf die Liste der besonders bedrohten Stätten gesetzt. Dieser Notfallmechanismus dient dem besonderen Schutz und Erhalt, außerdem können technische und finanzielle Hilfen in Anspruch genommen werden.
Die Stadt Regensburg freut sich gemeinsam mit ihrer Partnerstadt Odessa über diesen besonderen Titel. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer gratuliert persönlich: „Im Namen unserer ganzen Stadt beglückwünsche ich unsere Freunde in Odessa zum UNESCO-Welterbetitel! Diese Entscheidung ist vor allem auch ein Symbol der Solidarität einer internationalen Wertegemeinschaft. Wir helfen Euch!“
Unterstützung leistete die Stadt Regensburg im Antragsprozess auch auf administrativer Ebene: die Oberbürgermeisterin bat die Deutsche UNESCO-Kommission sowie das zuständige bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kultur um Hilfe auf politischer Ebene, die Erfolg zeigte. International erwies sich das Städtenetzwerk der OWHC (Organisation der Welterbestädte) als äußerst hilfreich. Hier konnte über enge Kontakte mit den polnischen Städten Warschau und Krakau ein Hilfsnetz aufgebaut werden, das vor allem praktische Unterstützung im Kulturgüterschutz in ukrainischen Städten leistet.
Konkrete fachliche Beratung erfolgte auch durch die Welterbekoordination, die in Abstimmung mit der Abteilung Städtepartnerschaften im Austausch mit den Kollegen in Odessa stand. So konnte auf die Erfahrungen aus einer starken Netzwerkarbeit im deutschen Städtetag sowie auf internationaler Ebene aufgebaut werden, die Odessa bei der Antragstellung nun zu Gute kamen.
Odessa wurde 1794 gegründet und entwickelte sich binnen kurzer Zeit zu einer florierenden Handelsmetropole, die viele Menschen an die Schwarzmeerküste zog. Die rasante Entwicklung, der damit verbundene Wohlstand und das multikulturelle Erbe prägen die Architektur und das Stadtbild Odessas bis heute. Das historische Zentrum zeichnet sich durch seinen quadratischen Grundriss, großzügige, von Bäumen gesäumte Straßen und eine eklektische Vielfalt architektonischer Stile aus. Zwar finden sich die städtebaulichen und architektonischen Qualitäten, die Odessa auszeichnen, auch in anderen Städten Mittel- und Osteuropas, sind in ihrer Vielfalt aber nirgendwo derart gut bewahrt.
Bereits 1990 wurde die Städtepartnerschaft zwischen Regensburg und Odessa besiegelt. Neben den offiziellen Besuchen und dem Austausch ergaben sich zahlreiche private Kontakte. Seit Beginn des Angriffskrieges durch Russland vor nunmehr fast einem Jahr zeigte die gesamte Stadtgesellschaft Regensburgs große Solidarität. Neben großzügigen Spenden und Hilfslieferungen direkt nach Odessa konnten auch Flüchtlinge aus der Partnerstadt eine vorübergehende Heimat hier bei uns finden. Dank privater Hilfsorganisationen wie Space Eye e.V. kann hier unkompliziert und mit viel Engagement geholfen werden.
