Erfurt erhält Welterbe-Titel für sein Jüdisch-Mittelalterliches Erbe - Wir gratulieren!
Die Alte Synagoge, die Mikwe und das Steinerne Haus, ein historisches Wohngebäude, in Thüringens Landeshauptstadt bilden die 52. Welterbestätte in Deutschland.
Das jüdische Erbe Erfurts war lange Zeit überbaut und fast vergessen, doch in den letzten Jahrzehnten wurde in Thüringen die vollständige Infrastruktur einer jüdischen mittelalterlichen Gemeinde erschlossen – und sogar ein echter Schatz gehoben.
Die Alte Synagoge gilt heute als eine der ältesten erhaltenen in Europa. Ihre Geschichte lässt sich bis ins späte 11. Jahrhundert zurückverfolgen.
Auch die Erfurter Mikwe geriet in Vergessenheit. Ihre älteste Mauer stammt vom Anfang des 12. Jahrhunderts. Als 1452 die zweite jüdische Gemeinde vertrieben wurde, die nach dem Erfurter Pogrom in der Stadt Fuß gefasst hatte, schüttete man das Wasserbecken zu und nutzte das Ritualbad als Keller. Nur einem Zufall war es zu verdanken, dass die Mikwe 2007 wieder zum Vorschein kam.
Mit dem Steinernen Haus gehört auch ein Profanbau zum neugekürten Welterbe. Dass in dem um 1200 errichteten Gebäude eine jüdische Familie wohnte, ist nicht an der Architektur zu erkennen, lässt sich aber den mittelalterlichen Steuerlisten entnehmen. Das legt nahe: Jüdische und christliche Familien lebten in Erfurt nicht nur Tür an Tür, sondern teilten auch eine gemeinsame Wohnkultur.
Bauarbeiter fanden überdies 1998 in einem Keller unweit der Synagoge einen echten Schatz: 30 Kilogramm Gold und Silber hatten hier verborgen rund 650 Jahre überdauert: 14 Silberbarren, mehr als 600 Schmuckstücke gotischer Goldschmiedekunst, silberne Becher und Schalen sowie 3.141 Silbermünzen. In der Mitte des Synagogenkellers ist das Highlight ausgestellt: ein aufwendig gearbeiteter jüdischer Hochzeitsring mit der hebräischen Inschrift „Masal Tov“.