IM INTERVIEW Man muss sich einfach mal was trauen… Ein Gespräch mit Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer über die Herausforderungen im Jahr 2025 und das, was sie in ihren letzten Monaten noch bewirken möchte. Werfen wir einen Blick aufs Jahr 2025. Was ist Ihnen am deutlichsten in Erinnerung geblieben? 2025 begann rasant mit der Aufregung um den vermeint- lichen Verkauf der Immobilie Kaufhof am Neupfarrplatz. Am Ende hat es sich – wie ich von Anfang an erwartet hatte – als Luftnummer herausgestellt. Ich bin sehr froh, dass ich den Stadtrat überzeugen konnte, nicht auf diesen Trick hereinzu- fallen. Dann war 2025 ja außerdem mein letztes volles Jahr als Oberbürgermeisterin. Ich habe deshalb versucht, mir das immer wieder bewusst zu machen und gerade die schönen Dinge zu genießen: Den letzten Fassanstich auf der Dult zum Beispiel oder Erlebnisse, von denen man weiß, so schnell wird man die nicht mehr haben. Menschen und das Miteinander sind mir wichtig, deshalb waren wir heuer in diesem Bereich besonders aktiv. Ich denke da an die neuen Räume für Enga- gement, die wir eröffnet haben. Diese bieten Ehrenamtlichen und Vereinen einen Platz für ihre Treffen und ihr so wichtiges Tun für unsere Stadtgesellschaft. Nur positive Erinnerungen also? Natürlich gibt es auch die andere Seite: Mich erschüttert es immer wieder, wenn ich bemerke, wie stark sich Krisen oder Kriege wie in der Ukraine oder in Israel auch auf Menschen, die hier leben, auswirken. Die Ukrainer, die hier Zuflucht ge- funden haben, begehen immer im Februar den Jahrestag des Angriffskriegs. Wenn ich sehe, wie diese Menschen weinen, wenn sie ihre Nationalhymne singen, finde ich das wahnsinnig berührend. Und ich finde auch ergreifend, wie tapfer sie sich hier ein neues Leben aufbauen. Neben dem Thema Kaufhof bestimmten 2025 zwei weitere große Themen den öffentlichen Diskurs besonders: Wohnen und die Verkehrsberuhigung der Altstadt. Die Verkehrsberuhigung haben wir im Herbst mit ersten kleineren Maßnahmen gestartet. Langfristig müssen wir den Durchgangsverkehr vor der Altstadt abfangen – und auch die Autos, die auf der Suche nach einem möglichst zentralen Parkplatz herumkreisen. Dafür bauen wir die Mobilitätsdreh- scheibe am Unteren Wöhrd weiter aus. Unsere historische Altstadt ist sehr beengt – und wir müssen dieses Erbe auch erhalten. Daher müssen wir filtern, wer reinfahren darf – und zugleich den ÖPNV verbessern. Anwohnende, die Parkplätze vor Ort haben, sollen diese natürlich weiter erreichen können. Auch Lieferverkehr muss möglich blieben. Aber wir können wirklich Schöneres mit unserem Straßenraum machen, als ihn mit parkenden Autos zuzustellen – etwa in dem wir Raum auch für konsumfreie Begegnungen und für mehr Grün und Wasser schaffen, sodass man gerne in die Altstadt kommt. Im Obermünsterviertel kann man gut erkennen, wohin die Reise gehen kann. Unser städtisches Büro der kreativen Köpfe ist da 80