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60er

Das gesellschaftliche Leben kommt wieder in Schwung

Das gesellschaftliche Leben war wieder in Schwung gekommen. In der Roxy-Bar traf man sich in eleganter Aufmachung auf ein paar Drinks. Bei Miss-Wahlen wurden die Schönsten der Stadt gekürt. Überhaupt war gutes Aussehen stark gefragt und in der Berufsschule platzten die Friseurinnen-Klassen aus allen Nähten.

Nackte Tatsachen führen zum Eklat

Für die junge Schauspielerin Hildegard Knef galt der Film „Die Sünderin“, der im Januar 1951 in die Kinos kam, als der endgültige Durchbruch im deutschen Nachkriegsfilm. Doch vielerorts in Deutschland regte sich heftiger Protest.

In Regensburg fand der Film besonders erbitterte Gegner. Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Filmgegnern, Filmbefürwortern und der Polizei.

Gleich mehrere Tabuthemen der damaligen Zeit hatte Regisseur Willi Forst gebrochen: Es ging um Sterbehilfe, Selbstmord, Prostitution und körperliche Freizügigkeit.

Mobilität für alle – aus Regensburg

Eines der günstigsten Fortbewegungsmittel seiner Zeit war der Kabinenroller. Das von Fritz M. Fend konstruierte zweisitzige Dreirad mit 150-Kubik-Motor und klappbarer Plexiglaskuppel war ein echtes Regensburger Gewächs. Ab 1953 liefen die Kabinenroller im hiesigen neuen Messerschmitt-Werk erstmals vom Band.

Während „Otto Normalverbraucher“ auf seinen „Karo“ oder auf einen der beliebten Lambretta-Roller sparte, waren in Regensburg schon luxuriöse Karossen unterwegs. Für erschwingliche Mobilität in der Stadt sorgte derweil der öffentliche Elektro-Bus mit Anschluss an die Oberleitung.

Wohnsituation

1955 fehlte es in vielen Wohnungen im Stadtzentrum an jeder Behaglichkeit. Wer etwas Besseres fand und es sich leisten konnte, zog weg. Doch Neubauten waren damals äußerste Mangelware, und so mussten sich viele Altstadtbewohner mit dem miserablen Zustand ihrer Wohnungen abfinden, wie etwa im „Blauen Hecht“ in der Keplerstraße. Hier herrschte drangvolle Enge. Ein Zimmer diente zum Schlafen, Wohnen und Kochen. Das Essen wurde auf einem Holz-Kohle-Ofen bereitet. Mehrere Hausparteien teilten sich eine Toilette. Trist und grau sahen die Altstadthäuser damals aus

Wasser für alle

Wasser für die Stadt: Auf dem Eisbuckel wurde am 2. Juli 1953 das Richtfest für einen neuen Hochbehälter gefeiert, der nach seiner Fertigstellung das Trinkwasser-Leitungssystem mit dem nötigen Druck versorgte. Die Stadt nahm neue Spezialfahrzeuge für die Müllabfuhr in Betrieb. Bei einem Staatsbesuch präsentierten sich Beamte der Polizei – die damals noch zur Stadtverwaltung gehörte – mit weißen Handschuhen: Der zweifache Ministerpräsident Wilhelm Hoegner (SPD), damals vorübergehend Innenminister im Kabinett von Hans Ehard (CSU), war im Juni 1953 zu Gast in Regensburg.

Zu einem ungewöhnlichen Pressetermin lud Regensburgs Bürgermeister Josef Rothammer: Er setzte sich, nur mit einer Badehose und einer Badekappe bekleidet, mit Journalisten unters Wehr am Fluss Regen bei Pielmühle und berichtete über die Pläne, ein Hallenbad in Regensburg zu bauen.

Arbeitsalltag in Regensburg

Auch wenn bis in die 1960er Jahre die Rolle der Hausfrau und Mutter als der „natürliche“ Beruf der Frau galt, wuchs die Zahl der berufstätigen Frauen an - besonders in den Bereichen, die als typisch weiblich galten.

Der „Messerschmitt-Tiger“ war der König der Rollermobile - er bot Fahrleistungen wie sie ehedem nur Fahrzeuge der Luxusklasse auszeichneten. Auch die Polizei wollten den kleinen Zweisitzer ausprobieren – damals schon mit Telefonanschluss! Durchgesetzt hat sich der Tiger als Polizeiauto jedoch nicht.

Das Fürstenhaus und die Kirche

Das Fürstenhaus Thurn und Taxis gehört seit 1748 fest zu Regensburg. Die Thurn und Taxis besaßen neben großem Landbesitz auch eine beträchtliche Anzahl an lokalen Braustätten.

Auch das Allgemeinwohl lag der fürstlichen Familie am Herzen. Die Notstandsküche, 1919 gegründet, wurde ab 1923 als ständige Einrichtung für Menschen in Not geführt. Im Jahre 1957 kamen erstmals auch 70 Studenten in den Genuss der fürstlichen Küche. Heute werden bis zu 250 Essen kostenfrei an Bedürftige ausgegeben.

Das Bistum Regensburg unter Erzbischof Michael Buchberger (1874-1961) bemühte sich in der Nachkriegszeit um den Wiederaufbau. Unmittelbar nach Kriegsende wurden allein 95 karitative Einrichtungen neu begründet. In den Folgejahren entstanden 175 neue Kirchenbauten.

Wirtschaftswunder

Mit dem Wiederaufbau nach dem Krieg begann die Zeit des Wirtschaftswunders, nach den langen Jahren des Verzichts wurde das Konsumieren fast schon zum Grundbedürfnis.

Regensburg - Amerika

Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg öffnete 1946 in Regensburg ein Amerika-Haus seine Türen. Es diente als Kultur- und Informationszentrum. 1955 wurde es in das Deutsch-Amerikanische-Institut umbenannt und ins Thon-Dittmer-Palais verlegt. Die ersten Jahre waren von der Idee der "Re-education" geprägt. So standen beispielsweise Nikolausfeiern oder exotische Mahlzeiten für Kinder auf dem Programm.

Sogar Jazzlegende Louis Armstrong (1901-1971) gab sich im April 1954 in der RT-Halle die Ehre.