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KISS-Empfang für Selbsthilfegruppen

Rede von Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer anlässlich des KISS-Empfangs für Selbsthilfegruppen am 20. Oktober 2023 um 19 Uhr im Historischen Reichsaal des Alten Rathauses


- Es gilt das gesprochene Wort - 

Anrede,

Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Was dieser Spruch wirklich bedeutet, erkennen wir oft erst, wenn es uns nicht mehr so gut geht. Manchmal benötigen wir einfach eine andere Person, die uns zuhört, die uns unterstützt und für uns da ist. Unsere Mitmenschen können so wichtig für uns sein – und manchmal sind sie sogar in der Lage, ein kleines Wunder zu vollbringen. Für diese kleinen Wunder und noch viel mehr wurde 1987 die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe – kurz KISS – gegründet.

Seit 36 Jahren fungiert sie nun als Anlauf- und Beratungsstelle für Selbsthilfe-Interessierte und professionelle Helfer. Sie ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Betroffenen, Fachleuten und Selbsthilfegruppen und stellt den Kontakt zu schier unzähligen Selbsthilfegruppen her.

Von Gesundheitsselbsthilfe über soziale Selbsthilfe bis hin zu selbstorganisierten Initiativen: Die KISS deckt ein breites Feld ab und lässt niemanden im Stich. Dabei fördert und unterstützt sie nicht nur bestehende Selbsthilfegruppen, sondern auch Gruppengründungen. Ebenso hilfreich sind die angebotenen Fortbildungen für Selbsthilfeaktive und die Vermittlung von weiteren Angeboten zur Unterstützung der Betroffenen und ihrer Angehörigen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

die Bedeutung von Selbsthilfegruppen für ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist enorm und kann einen großen Unterschied im Leben der Betroffenen machen. Sie schaffen einen sicheren Ort für den Austausch von Erfahrungen, Wissen und Informationen. Ein Geben und Nehmen, von dem alle Parteien profitieren können.

Gerade das Gefühl von „sich verstanden fühlen“ ist dabei einzigartig und kann den Leidensdruck signifikant verringern. Dieses Gefühl ist oft mehr wert, als man denkt und kann ein ausschlaggebender Aspekt auf dem Weg zur Besserung sein.

Sich mit anderen zu identifizieren, sich verstanden fühlen und sich nicht rechtfertigen zu müssen. Gemeinsam stark sein und sich gegenseitig „empowern“ – das ist es, was das Wesen einer Selbsthilfegruppe ausmacht. Diese Arbeit ist ganz besonders wertvoll – nicht nur für die einzelnen Betroffenen, sondern auch für uns als Stadt.

Denn auch, wenn es in unserer Gesellschaft ein dicht gewebtes Netz an Ärztinnen und Ärzten, Therapeutinnen und Therapeuten und anderen Fachleuten gibt, die bei psychischen, physischen und sozialen Krisen kompetent Hilfe leisten können, so ist doch die organisierte Selbsthilfe ein wichtiger Pfeiler, auf dem unser Sozialsystem ruht.

Selbsthilfegruppen ergänzen das medizinische und soziale Angebot um einen Aspekt, den die „offiziellen Stellen“ in dieser Art nicht leisten könnten – allein schon deshalb, weil ihr Zeitbudget begrenzt ist. Wer eine Beratungsstelle, eine Klinik oder eine Praxis verlässt, der ist doch bei vielen Fragen, und vor allem bei Ängsten und Sorgen erst einmal weitgehend auf sich allein gestellt – oder angewiesen auf die Empathie seiner Umgebung, die auch nicht immer unendlich ist. 

Indem Selbsthilfegruppen hier ein Angebot schaffen, tragen sie zur Lebensqualität und Gesundheitsfürsorge für alle Bürgerinnen und Bürger bei. Es ist daher für eine Stadtgesellschaft von immenser Bedeutung, dass es Menschen gibt, die sich in diesem Bereich engagieren.

Dass wir in Regensburg mit der KISS eine Stelle haben, die diese Gruppen unterstützt und fördert, ist ein großes Glück für unsere Stadt, und ich möchte mich bei allen, die die Kontakt- und Informationsstelle mit ihrem Engagement tragen, sehr herzlich bedanken. Ohne Sie wäre die Vernetzung und Errichtung eines so vielfältigen Gruppen-Angebots nicht möglich.

Ein ebenso herzliches Dankeschön möchte ich an all diejenigen richten, die sich in Selbsthilfegruppen engagieren. Ob als Teilnehmende, als Gründer oder als Berater: Ihr Einsatz ist von unschätzbarem Wert. Mit Ihrer Initiative, Ihrem Engagement, Ihrer Solidarität und Hilfsbereitschaft leisten Sie einen mehr als verantwortungsvollen Beitrag für unsere Stadtgesellschaft.

Vielen herzlichen Dank dafür!

Ich freue mich jetzt auf einen informativen und fröhlichen Abend mit Ihnen, und wünsche der KISS, den Selbsthilfegruppen und allen, die sich in diesen Gruppen engagieren, weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit und von Herzen alles Gute!