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Brückenpreis 2010 für Dr. Hans-Jochen und Prof. Dr. Bernhard Vogel

Hans-Jochen Vogel wurde am 3. Februar 1926 in Göttingen geboren. Nach dem Abitur 1943 in Gießen nahm er bis Kriegsende als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. Ab 1946 studierte er Rechtswissenschaften in München und Marburg. 1952 begann seine berufliche Laufbahn als Assessor im Bayerischen Justizministerium, später wurde er zum Regierungsrat ernannt. 1954 erfolgte die Ernennung zum Amtsgerichtsrat in Traunstein, 1955 wechselte er in die Bayerische Staatskanzlei. Er war von 1960 bis 1972 Oberbürgermeister von München, von 1972 bis 1974 Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, bis 1981 Bundesminister der Justiz und dann Regierender Bürgermeister von Berlin. Nach seiner Ablösung durch Richard von Weizsäcker wurde er Oppositionsführer. 1983 kehrte er als Abgeordneter in den Bundestag zurück, dem er bis 1994 angehörte. Von 1987 bis 1991 war er Bundesvorsitzender der SPD, von 1983 bis 1991 Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Hans-Jochen Vogel ist Unterstützer des Vereins ProChrist und Mitbegründer des 1993 gegründeten Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“, dessen Vorsitzender er bis 2000 war. Von 2001 bis 2005 war er Mitglied im Nationalen Ethikrat. Hans-Jochen Vogel war immer ein Streiter gegen Intoleranz und Rassismus.

Stets kämpfte er für Toleranz, Respekt, das friedliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft und gegen Vorurteile, denen Minderheiten oft ausgesetzt sind. Die Achtung der Menschenwürde und das Erinnern an die dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte ist ihm ein großes Anliegen. Mit zahlreichen Aktivitäten gelang es ihm, das öffentliche Bewusstsein für die Probleme der jüdischen Gemeinschaft im Nachkriegsdeutschland zu sensibilisieren. Sein Verdienst um die deutsch-jüdische Verständigung wurde mit dem Preis der Heinz-Galinski-Stiftung und dem Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland gewürdigt. Dem Ziel, die Erinnerung in Verantwortung für die Zukunft wach zu halten, dient auch seine Initiative „Gegen Vergessen – für Demokratie“.

Bernhard Vogel wurde am 19. Dezember 1932 in Göttingen geboren. Nach dem Abitur, das er 1953 in München ablegte, studierte er Politische Wissenschaften, Geschichte, Soziologie und Volkswirtschaft in Heidelberg und München. Die Promotion zum Dr. phil. erfolgte 1960. Bernhard Vogel war zunächst als Wissenschaftlicher Assistent und dann als Lehrbeauftragter an der Universität Heidelberg tätig. 1965 wurde er in den Deutschen Bundestag gewählt, 1967 erfolgte die Ernennung zum Kultusminister von Rheinland-Pfalz. Von 1974 bis 1988 war er Landesvorsitzender der CDU in Rheinland-Pfalz, von 1975 bis 2006 war er zudem Mitglied im Bundesvorstand der CDU. 1976 wurde er in Rheinland-Pfalz Ministerpräsident. Von diesem Amt trat er 1988 zurück und schied auch aus dem Landtag aus, dem er seit 1971 angehörte. 1992 wurde er vom Thüringer Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt, dieses Amt legte er 2003 aus Altersgründen nieder. Von 1993 bis 2000 war er Landesvorsitzender der CDU in Thüringen. Von 1994 bis 2004 gehörte er dem Thüringer Landtag als Mitglied an. Von 1983 bis 1993 und von 2001 bis 2009 war er ehrenamtlicher Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung. Im Dezember 2009 wurde er zum Ehrenvorsitzenden gewählt.

Bernhard Vogel hat sich mit vollem Einsatz der gedeihlichen Entwicklung der von ihm regierten Bundesländer Rheinland-Pfalz und Thüringen gewidmet. Während der schwierigen Aufbauphase in den neuen Bundesländern organisierte er ab 1992 als Ministerpräsident den Aufbau Thüringens und es gelang ihm, Thüringen in die Spitzengruppe der neuen Bundesländer zu führen. Bemerkenswert sind auch seine Arbeit und sein Engagement für beginnende Partnerschaften mit anderen europäischen und außereuropäischen Ländern. Als Ministerpräsident von Thüringen rief er 1997 zunächst die Partnerschaft mit der Wojewodschaft Krakau, dann nach der Gebietsreform die Zusammenarbeit mit der größeren Wojewodschaft Małopolska ins Leben. Als ehrenamtlicher Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung hatte er immer ein besonderes Augenmerk auf Polen, das er häufig besuchte und wo die Stiftung bereits 1989 ein eigenes Büro eröffnete, das erste in Mittelosteuropa. Aber schon zuvor als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken von 1972 bis 1976 sowie als Präsident des Maximilian-Kolbe-Hilfswerkes von 1984 bis 1993, das sich für die Überlebenden der deutschen Konzentrationslager und Ghettos in Polen und Mittelosteuropa einsetzt, stand er in einem regen Austausch insbesondere mit polnischen Oppositionellen und Kirchenvertretern. Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte Bernhard Vogel anlässlich seines 75. Geburtstages „als einen Menschen mit der Fähigkeit, Brücken zu bauen und Menschen auch ganz unterschiedlicher Herkunft zusammenzubringen.“

Hans-Jochen und Bernhard Vogel wurden 2007 mit dem Leibniz-Ring-Hannover und 2009 mit dem Nell-Breuning-Preis der Stadt Trier sowie der Wilhelm-Leuschner-Medaille, der höchsten Auszeichnung des Landes Hessen, geehrt.