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2015: Neubau des Bürgerheims Kumpfmühl

Ausgangssituation und Idee

Vor über 10 Jahren bekam das Baureferat der Stadt Regensburg die Aufgabe, sich des „Sauren Gockels“ in Kumpfmühl für das Stiftungs- und Seniorenamt der Stadt Regensburg anzunehmen. Das Gebäude war in die Jahre gekommen, die Grundrisszuschnitte entsprachen nicht mehr den heutigen Standards eines Pflegeheimes.

Nach einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung - zur Prüfung, ob die Gebäude saniert oder besser neu errichtet werden sollten - beschloss der Stadtrat im Spätsommer 2007 vorerst einen Ersatzneubau für das Bürgerheims  Kumpfmühl als PPP-Modell (public private partnership, d.h. eine vertraglich geregelte Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Unternehmen der Privatwirtschaft in einer Zweckgesellschaft). Im Zuge des Verfahrens stellte sich jedoch heraus, dass es für die Betreiber langfristig wirtschaftlicher und vorteilhafter ist, das Projekt konventionell zu finanzieren und zu verwirklichen. Im Frühjahr 2010 wurde beschossen, das beste Planungskonzept aus dem PPP-Verfahren, das des Architekten Schaarschmidt aus Solingen, im Wege einer konventionellen Beschaffung zu realisieren. Die Bauherrenrolle des Großprojektes wurde der Regensburg SeniorenStift gemeinnützige GmbH, einer städtischen Tochtergesellschaft, übertragen. Die Arbeit des Büros Schaarschmidt hatte sich aufgrund der gelungenen Einpassung in die Topografie, dem weitgehenden Erhalt des Baumbestands, seiner funktionalen und organisatorischen  Qualitäten und der möglichen Realisierbarkeit in Abschnitten gegenüber den Mitbewerbern durchgesetzt.

Raumprogramm und Entwurf

Das Bürgerheim Kumpfmühl wurde als Pflegeheim der IV. Generation nach den Erkenntnissen des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) für gesamt 143 Bewohnerinnen und Bewohner in zehn Hausgemeinschaften realisiert. Die Zimmer sind jeweils mit eigenem Duschbad ausgestattet und barrierefrei, 70 Prozent der Zimmer sind rollstuhlgerecht geplant.

Der Neubau besteht aus vier Gebäudeflügeln und  zwei Innenhöfen, situiert am Kumpfmühler Markt und dem angrenzenden Karl-Bauer-Park. 14 Privaträume bilden jeweils eine Hausgemeinschaft mit Therapieküche, Wohn- und Essbereich, Loggia sowie Versorgungs- und Pflegeräumen. Durch die gewählte Gebäudestruktur und durch das Farbkonzept gelingt es, die Orientierung innerhalb des Gebäudes zu erleichtern. Drüber hinaus gibt es u. a. eine hauseigene Cafeteria – das „Kneitinger Stüberl“, Räume für die Verwaltung, einen Andachtsraum, einen Multimediaraum, eine große Versorgungsküche, eine hauseigene Wäscherei und Sozialräume für die Mitarbeiter.
Eine Kinderkrippe, das „Küken-Nest“, welches von den Johannitern betrieben wird, bietet Platz für zwei Gruppen zu je zwölf Kindern. So bringt das Mehrgenerationenkonzept Jung und Alt zusammen, und ermöglicht bei Bedarf auch den Mitarbeitern, ihren eigenen Nachwuchs während der Arbeitszeit bestens betreut zu wissen.

Von der Planung zur Realisierung

Die Terminvorgaben zum Projektstart im Mai 2010 waren eng gesteckt. Während der Baumaßnahme musste der Heimbetrieb aufrechterhalten werden. Daher wurde allen Beteiligten der Baumaßnahme ein detaillierter, überaus sportlicher Rahmenterminplan für die Planung und Ausschreibung, sowie die Ausführung mit den Einzelschritten „Teilabbruch, Interimsumbau, Neubau erster Bauabschnitt, weiterer Teilabbruch, Neubau zweiter Bauabschnitt“ vorgegeben.

Die Zeit der Planung wurde bereits genutzt, um mit den nötigen archäologischen Grabungen zu beginnen. Bereits ein halbes Jahr nach Zustimmung des Gestaltungsbeirats zum Architektenentwurf lag die erste Teilbaugenehmigung für Interimsumbauten und den Teilabbruch vor, so dass im Mai 2011 mit den Abbrucharbeiten begonnen werden konnte. Mit Grundsteinlegung im Oktober 2011 konnte die Bauherrin das erste erreichte Etappenziel feiern. Im Juli 2013 konnten die Bewohner vom Altbau in die neuen Räumlichkeiten des ersten Bauabschnitts umziehen. Unmittelbar im Anschluss an den Umzug folgten die Abbrucharbeiten des sechsstöckigen Restbaukörpers und es begann der zweite Bauabschnitt. Zur terminoptimierten Errichtung des Gesamtgebäudes wurden insgesamt 135 Sanitärzellen in Fertigteilbauweise standardisiert geplant und hergestellt. Diese wurden voll ausgestattet (mit Belägen, Sanitärobjekten, Spiegeln und Armaturen einschließlich Sanitärzubehör), dem Bauablauf folgend geliefert und in den Rohbau eingehoben. So gelang es, das hoch installierte Gebäude des zweiten Bauabschnitts, mit Großküche und Wäscherei nach nur Eineinhalbjähriger Gesamtbauzeit zu übergeben.

Im Oktober 2015 wurde die Pflegeeinrichtung durch die Regensburg SeniorenStift gemeinnützige GmbH eingeweiht, möglich wurde dies nur durch das engagierte und leidenschaftliche Mitwirken vieler, nicht zuletzt der Mitarbeiter der Einrichtung, die trotz der immensen zusätzlichen Belastungen durch die Baumaßnahme, nie das Wohl ihrer Bewohner aus den Augen verloren. 
Im September 2017 eröffnete das Seniorenamt der Stadt Regensburg im Erdgeschoss des Bürgerheims das Projektbüro „SelbstBestimmt im Alter“ als städtische Anlaufstelle für ältere Bürgerinnen und Bürger.

Gebäudedaten

Bruttogrundfläche:             11.205 m2      

Bruttorauminhalt:               36.331 m3      

Gesamtkosten:                     23,0 Mio €

Bauzeit:                                 10/2011 – 10/2015 in zwei Bauabschnitten

Fördergeber:  

          • Bayerische Landesstiftung für die Modellhaftigkeit als soziales Projekt
          • KfW-Programm "Energieeffizient Bauen KfW 55"
          • KfW-Programm Erneuerbarer Energien "Premium" 
            (für die thermische Solaranlage)
          • Bayerische Staatsministerium für Arbeit, Sozialordnung,
            Familie und Frauen (für die Kinderkrippe)
          • Hans und Sofie Kneitinger-Stiftung 

Planung

Schaarschmidt Architekten, Solingen